28. Mai 2022

Kaisers royaler Wochenrückblick

Quelle: jungefreiheit.de

von Boris T. Kaiser

Klage, Kummer, Trauer. Diese Urbegriffe der Karwoche legten sich angesichts Brands von Notre-Dame geradezu symbolhaft wie ein dunkler Rauchwolken-Schleier über die Gemüter der Menschen in ganz Europa. Wobei die christlich-abendländische Kulturtragödie nicht nur entsetzen auslöste. So manchem schien das Feuer in Paris vielmehr ein regelrechtes Freude-Funkeln in die Augen zu zaubern.

Viele Moslems kommentierten die Bilder von der brennenden Kathedrale mit dem berühmt-berüchtigten „Allahu Akbar“, das man in den vergangenen Jahren so oft gehört und gelesen hat, wenn es irgendwo auf der Welt brannte oder sonstwie krachte. Alle, die bisher glaubten, die Muslime würden damit ihrer Begeisterung über das Unglück der Nichtmuslime zum Ausdruck bringen, wurden aber von der wohl größten Leuchte des Berliner Politbetriebs, Sawsan Chebli, aufgeklärt. Sie teilte auf ihrem Twitter-Account einen Bento-Artikel, in dem erklärt wurde, warum „Allahu Akbar“ nach dem Brand in Paris meist nicht das bedeutet, was viele denken.

„Allahu Akbar, bist du schön“.

Chebli konnte zu diesem, wie eigentlich zu jedem Thema, lebensnahe Berichte aus ihrem reichhaltigen familiären Erfahrungsschatz beisteuern: „’Allahu Akbar‘ wird für viele Gefühlsregungen verwandt. Wie oft hab ich als Kind meine Mom rufen hören: ‚Allahu Akbar bist du stur‘. Beim Spaziergang entlang der Corniche rufen Männer fröhlich Frauen zu: ‚Allahu Akbar, bist du schön’“.

Sind wie also mal um Gottes Willen nicht so stur wie die kleine Sawsan Chebli und einigen uns darauf, daß das muslimische „Allahu Akbar“ im Falle des Notre-Dame-Feuers bedeutet hat: „Mein Gott ist das schön“, und daß es sich bei den scheinbar lachenden Moslems und Emojis, die vielerorts zu sehen waren, in Wahrheit um von Weinkrämpfen verzerrte Gesichter handelte.

Die Nachrichten zum Großbrand von Paris haben natürlich alles andere überschattet. Außer bei ARD und ZDF versteht sich. Da war es umgekehrt. Einige Meldungen der Woche sollte man aber dennoch nicht umkommentiert lassen. Jan Böhmermann scheiterte mit seiner Unterlaßungsklage gegen die Bundeskanzlerin. Der Moderator wollte Merkel untersagen lassen, öffentlich zu wiederholen, daß sein Erdogan-Gedicht „bewußt verletzend“ gewesen sei.

Böhmermann scheitert gegen Merkel

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte Böhmermanns Klage abgewiesen. Es bestehe keine Wiederholungsgefahr, so die Richter. Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Aber vermutlich wird sich die Chefkritikerin im Kanzleramt in Zukunft tatsächlich nicht mehr an Fernseh-Gedichten abarbeiten, sondern wieder der großen Literatur zuwenden. Kritik an den „nicht hilfreichen“ Büchern von Thilo Sarrazin bringt wesentlich mehr Zustimmung und der Autor ist auch weniger empfindlich.

Die politische Meldung der Woche kam allerdings weder aus Berlin noch aus Köln Ehrenfeld, sondern aus den USA. Dort wurde endlich der sagenumwobene Mueller-Report über die vermeintlichen Verstrickungen zwischen Donald Trump und den Russen veröffentlicht. Trump-Gegner und Trump-Supporter konnten gleichermaßen aufatmen. Der Bericht bot so viel Raum für Spekulationen und Interpretationen, daß jeder alles hineindeuten konnte, was er sowieso schon immer wußte. Es können also alle so weitermachen wie bisher.

Der Papst hatte in dieser Woche eine Audienz bei Greta Thunberg. Klima-Ungläubige behaupten zwar, es sei umgekehrt gewesen, aber man muß sich nur die Bilder anschauen, um zu erkennen, wer die Tafel mit der weltrettenden Botschaft von ganz oben in der Hand hielt und wer sie willfährig zur Kenntnis nahm. So mancher Bischof sieht in Greta ja schon so etwas wie den neuen Jesus Christus.

„Ach Du dickes Ei!“

Davon abgehalten, am Karfreitag an der Schülerdemo in Rom teilzunehmen und ordentlich auf den Putz zu hauen, hat sie das nicht. Hierzulande war am Karfreitag eigentlich alles wie immer. All die Leute, die sonst das ganze Jahr zuhause vor der Glotze sitzen und nebenher im Minutentakt das Internet vollschreiben, wollten ausgerechnet an diesem einen Tag irgendwo tanzen gehen und beschwerten sich von der heimischen Couch aus im Internet darüber, daß sie das nicht dürfen.

Aus NRW kam diese Woche die Meldung, die Landesregierung wolle, um dem Lehrkräftemangel entgegen zu wirken, künftig Flüchtlinge zu Lehrern ausbilden. Es wird gemunkelt, Aras Bacho habe sich bereits für die Fächer Biologie und Handarbeit beim Bildungsministerium beworben. „Ach Du dickes Ei!“ oder besser gesagt: „Ach Du dicke Eier!“ denkt sich da der zurecht besorgte Bürger nicht nur angesichts der Feiertage. Ich wünsche Ihnen liebe Leser, trotz alle dem: Frohe Ostern!

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