18. Oktober 2021

Theologe: Der Tod Jesu war schrecklich und sinnlos

Quelle: idea.de

Der ehemalige Rundfunkpfarrer Burkhard Müller bekräftigt die Ablehnung des Sühnetodes. Foto: ARD

Düsseldorf (idea) – „Der Tod Jesu war schrecklich und sinnlos.“ Diese Auffassung vertritt der ehemalige Rundfunkpfarrer Burkhard Müller (Bonn) in einem Interview mit dem evangelischen Monatsmagazin „chrismon plus rheinland“ (Juli-Ausgabe).
 

Bereits im Februar vergangenen Jahres hatte der Pfarrer für Aufsehen gesorgt, nachdem er in mehreren Hörfunkandachten den Sühnetod Jesu abgelehnt hatte. Nach einer intensiven Debatte auch über die Grenzen der Evangelischen Kirche im Rheinland hinaus legte diese eine Handreichung vor, in der sie sich von der Position Müllers abgrenzte. Der Theologe wiederholt nun seine Position. Er glaube nicht, „dass Gott seinen Sohn Jesus stellvertretend für uns Sünder am Kreuz hat sterben lassen“. „Jesus musste nicht wegen der Sünden der Menschen sterben, sondern weil andere es als Gotteslästerung betrachteten, dass er Sünden vergab.“ Sein Tod sei ein „Zeugnis seines Glaubens“ gewesen. Das Heil der biblischen Botschaft zeige sich erst in der Auferstehung. Dadurch habe sich Gott vollständig mit Jesus identifiziert. Müller bemängelt, dass man viele Bibeltexte mit einer „Sühneopferbrille“ lese. So beziehe sich beispielsweise die Aussage „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Johannes 3,16) nicht auf Jesu Tod, sondern auf sein Leben unter den Menschen. „Ich denke, wenn neue Passionslieder komponiert, neue Liturgien für das Abendmahl entwickelt würden, wäre die Sühneopfertheologie in einer Generation aus den Gemeinden verschwunden“, so der Theologe. Das Magazin „chrismon plus rheinland“ erscheint mit einer Auflage von rund 26.000 Exemplaren. Es ist ab dem kommenden Monat erstmals auch am Kiosk erhältlich. Herausgegeben wird das Blatt vom Medienverband der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Düsseldorf.