26. Mai 2022

Die Weltbevölkerung altert rasant

Quelle: idea.de

Weltweit wächst die Zahl der über 60-Jährigen Menschen rasant. Foto: Sokaeiko/pixelio.de

2050 wird es weltweit erstmals mehr über 60-Jährige als unter 15-Jährige geben. Dabei verläuft die Alterung der Bevölkerung in den ärmeren Ländern wesentlich rasanter als in den Industrienationen. Das bringt zusätzliche Herausforderungen für die Entwicklungsländer mit sich.

Bonn/Osnabrück (idea) – Die Zahl der über 60-Jährigen Menschen weltweit wächst rasant. Lag ihre Zahl 1950 noch bei 200 Millionen, wird sie bis 2050 auf etwa zwei Milliarden ansteigen. Damit rechnet der Geschäftsführer der Hilfsorganisation „HelpAge Deutschland“, Michael Bünte (Osnabrück). Sie setzt sich für die Rechte alter Menschen in den Entwicklungsländern ein und fördert Hilfsprojekte. Wie Bünte im Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bonn) schreibt, werde es Mitte des Jahrhunderts erstmals in der Menschheitsgeschichte mehr über 60-Jährige als unter 15-Jährige geben. Dabei verlaufe die Alterung der Bevölkerung in den ärmeren Ländern wesentlich rasanter als in den Industrienationen. 2050 würden 80 Prozent der Senioren in den ärmeren Weltregionen leben. Für die große Mehrheit der heute etwa 740 Millionen Menschen über 60 Jahre in den Entwicklungsländern bedeute bedeute „alt sein gleich arm sein“. Nur eine Minderheit verfüge über eine soziale Grundsicherung in Form von Renten oder Krankenversicherung. 100 Millionen Alte hätten täglich weniger als einen US-Dollar (etwa 82 Cent) zur Verfügung.

Großmütter – die „stillen Heldinnen“

Trotz Armut vollbrächten Senioren in den Entwicklungsländern „großartige Leistungen“ für die Gesellschaft. Bünte: „Ohne sie wären viele Gemeinschaften längst zusammengebrochen.“ In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara werde mehr als die Hälfte der Aids-Waisen von den Großeltern – überwiegend den Großmüttern – aufgenommen. 30 Prozent aller Haushalte würden von ihnen gemanagt. Bünte bezeichnet die afrikanischen Großmütter als „stille Heldinnen“. Nach seinen Worten würden alte Menschen trotzdem in den Gesundheitseinrichtungen allein aufgrund ihres Alters benachteiligt. Es fehlten Mittel für die Behandlung alterstypischer chronischer Erkrankungen und entsprechendes qualifiziertes Personal. Laut Bünte leben zwei Drittel aller Demenzkranken in den Entwicklungsländern. Dies sei „ein bisher vollkommen vernachlässigtes Problem“.

Kommt eine Altenrechts-Konvention?

Bünte erinnert daran, dass sich vor zehn Jahren 159 Staaten im zweiten Weltaltenplan verpflichtet haben, die Belange älterer Menschen stärker zu fördern und Diskriminierungen zu vermeiden. Doch die Umsetzung lasse bisher sehr zu wünschen übrig. Deshalb hätten die Vereinten Nationen auf Initiative lateinamerikanischer Regierungen nun die Diskussion über eine Altenrechts-Konvention begonnen. Auch der Europarat debattiere darüber, wie die Rechte Älterer besser geschützt werden können. Dennoch sei in Europa die Unterstützung für eine solche Konvention „noch sehr zurückhaltend“. Doch „HelpAge“ und eine Allianz von Altenrechtsorganisationen drängten darauf, die Lebenswirklichkeit der Senioren in den Entwicklungsländern nicht aus dem Auge zu verlieren. Sie hätten einen Anspruch auf ein Leben in Würde.