29. Juni 2022

Hauskirchenleiter: Chinas Präsident soll Christenverfolgung beenden

Quelle: idea.de

Pastor Zhang Mingxuan (Bild) schreibt Offene Briefe an Hu Jintao: Korrupte Funktionäre entlassen. Foto: PR

Peking (idea) – Mit der Bitte, der Korruption und der Christenverfolgung in der Volksrepublik China ein Ende zu bereiten, hat sich ein Hauskirchenleiter an Staatspräsident Hu Jintao gewandt.

Pastor Zhang Mingxuan ist Präsident der Hauskirchen-Allianz, die mehr als 250.000 Christen repräsentiert. Bereits zum sechsten Mal richtet Zhang einen Offenen Brief an das Staatsoberhaupt, doch bisher habe er keine Antwort erhalten, teilt das Hilfswerk China Aid Association (China-Hilfsvereinigung) mit Sitz in Midland (US-Bundesstaat Texas) mit. Es hat eine Übersetzung des Schreibens veröffentlicht. Darin lobt Zhang Hus Verdienste. Unter dem seit 2003 amtierenden Präsidenten habe China große Fortschritte in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Religion erlebt.

„Eine Handvoll staatlicher Banditen“

Doch gleichzeitig treibe „eine Handvoll staatlicher Banditen“ ihr Unwesen. Diese korrupten Funktionäre täuschten ihre Vorgesetzten und unterdrückten die einfachen und ehrlichen Leute, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. So enteigneten sie willkürlich Land und ließen Häuser abreißen. Sie verfolgten Menschenrechtsaktivisten sowie Gläubige. Ein Beispiel sei das Vorgehen gegen die staatlich nicht anerkannte Shouwang-Gemeinde in Peking. Mehrfach wurden in diesem Jahr Hunderte der rund 1.000 Gemeindemitglieder festgenommen, als sie versuchten, Gottesdienste im Freien abzuhalten. Der Gemeinde war verboten worden, ihre gemieteten Räume in einem Restaurant weiter zu nutzen. Auch ist es ihr nicht erlaubt, ein Gebäude zu erwerben. Das Schicksal der Gemeinde ist international bekannt geworden. Laut Zhang ist so der Welt vor Augen geführt worden, dass es keine wirkliche Religionsfreiheit in China gebe.

Vorwurf: Funktionär „beraubt“ Gemeinde

Zhang führt weitere aktuelle Beispiele von Verfolgung an. So ist der stellvertretende Vorsitzende der Hauskirchen-Allianz, Pastor Shi Enhao, zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt worden, weil er angeblich illegale religiöse Versammlungen organisiert habe. Treibende Kraft hinter der Verfolgung des Pastors aus der Stadt Suqian (Provinz Jiangsu) ist laut Zhang der Leiter des örtlichen Sicherheitsdienstes, Su Dayong. Seine Untergebenen hätten Pastor Shi seines Hauses sowie seiner Kollekten und Gemeindebeiträge in Höhe von 130.000 Yuan (14.200 Euro) „beraubt“. Sie hätten ihm nur eine Quittung über 50.000 Yuan (3.475 Euro) ausgestellt. Pastor Shis Gemeinde halte sich an die Lehren Jesu Christi und setze sich für gesellschaftliche Harmonie und Stabilität ein.

China braucht Gerechtigkeit und Fairness

Zhang weist darauf hin, dass er selbst wiederholt unter „korrupten Funktionären“ zu leiden gehabt habe: „Ich bin in den vergangenen 26 Jahren 42 Mal verhaftet, geschlagen und unter Hausarrest gestellt worden, weil ich die Wahrheit sage und das Evangelium verbreite.“ China brauche dringend Gerechtigkeit und Fairness. Die Verfolgung von Christen habe sich für den Staat nicht ausgezahlt; die Gemeinden seien vielmehr noch gewachsen. Zhang fordert Hu auf, das letzte Jahr seiner Amtszeit zu nutzen, um Demokratie, Freiheit und Menschenrechte zu fördern.

Mehr Christen als KP-Mitglieder

Die Zahl der Christen in China wird auf bis zu 130 Millionen geschätzt; die Kommunistische Partei hat etwa 80 Millionen Mitglieder. Die meisten Christen versammeln sich in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, um der Kontrolle des Regimes zu entgehen. Sie werden bisweilen von örtlichen Behörden drangsaliert. Der staatlich anerkannte Chinesische Christenrat und die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung repräsentieren etwa 18 Millionen Protestanten. Von den etwa 20 Millionen Katholiken gehören rund sechs Millionen zu regimetreuen Kirchen.