28. Mai 2022

Carsten Frerk: „Da, wo Kirche draufsteht, ist oft keine Kirche drin.“

Carsten Frerk während der atheistischen Buskampagne 2009 - Foto: Thomas Schneider

Mit dieser Steilvorlage hat der Chef des Humanistischen Pressedienstes (hpd), Carsten Frerk, nicht ganz Unrecht.
 

Denn Kirche kümmert sich vielfach hauptsächlich um das äußere Wohl des Menschen und lässt dabei seine Seele zum Teufel gehen. Und das, obwohl doch die Kirche vom Schöpfer der Welt ganz persönlich eine Arbeitsanleitung an die Hand bekommen hat. Doch Gottes Wort, die Bibel, scheint eben nicht (mehr) der alleinige Maßstab für kirchliches Handeln zu sein.

Die Evangelische Nachrichtenagentur idea hatte zum Thema „Volkskirche und Geld: Zahlt der Staat zu viel?“ den Chef des Humanistischen Pressedienstes in Deutschland, Carsten Frerk, und den Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Prof. Hans Michael Heinig, zu einem Streitgespräch eingeladen.

Frerk, der sich nicht als Atheist sondern als Ignorist sieht, beklagt, dass die Kirchen die Kosten für ihre sozialen Einrichtungen nur zu einem Bruchteil selbst trügen. Den Mammutanteil trage der Staat. 98 Prozent der Kosten bei Diakonie und Caritas würden durch die Krankenkassen erstattet. Und das wäre im Blick auf den eigentlichen Auftrag der Kirche Etikettenschwindel.

Viele blieben – so Frerk – nur deshalb noch in der Kirche, weil diese behaupte, „dass sie so viel Gutes tun würde“. Mit dem Glauben an Gott hätten die Leute aber schon lange abgeschlossen. Ohne die vielen Sozialangebote würden 47 Prozent aus der Kirche austreten, bei den 14- bis 29-Jährigen wären es gar 61 Prozent.

Viele Konfessionsschulen seien nur deshalb stark gefragt, weil das Schulgeld für Kinder aus der Unterschicht eine Eintrittsbarriere darstelle. Staatliche Schulen müssten hingegen jedes Kind annehmen. Frerk: Wenn man das Eingangsschild abschraube, könne man nicht mehr erkennen, ob die Schule kirchlich oder staatlich sei.

Frerk spricht: „Die Kirche wandelt sich immer stärker von der Heilskirche, die den Glauben verkündigt, zur Sozialkirche, die Dienstleistungen vermittelt.“ – Wie wahr!

Auch Frerks Auffassung, dass es innerhalb der organisierten Kirche „nur noch eine Minderheit von überzeugten Christen gibt“, bei den „Katholiken vielleicht noch 30 Prozent und bei den Protestanten vielleicht 20 Prozent“, könnte durchaus stimmen. Die Mehrheit sei ohnehin „nach der Geburt zwangsgetauft“ worden und die formelle Zugehörigkeit sage wenig über die inhaltliche Zugehörigkeit aus.

Ja, die Bindung der Kirchenmitgliedschaft an die Taufe ist eine der großen Todsünden der Kirchen.

So braucht Gott Atheisten und Ignoristen wie Carsten Frerk, um den Hauptauftrag der Kirchen in Deutschland anzumahnen und um die schlafende Christenheit zu wecken! (Thomas Schneider)
 

Hinweis in eigener Sache: Es handelt sich um einen privaten Kommentar des Kommunalpolitikers Thomas Schneider und nicht um einen Kommentar von idea.

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