22. Mai 2022

Algerien: Christ verliert seine Familie

Quelle: opendoors.de

(KELKHEIM, 19. Februar 2016) – Seine Entscheidung für den christlichen Glauben hat den 50-jährigen Algerier Farid* seine Familie gekostet. Nach seinem Glaubenswechsel übten Angehörige seiner Frau massiven Druck auf ihn und seine beiden Söhne aus. Ihre Bemühungen führten dazu, dass seine Frau sich von ihm scheiden ließ und er mittlerweile keinen Kontakt mehr zu seinen beiden Söhnen hat. Farid ist kein Einzelfall.

Die Schande aus der Familie tilgen

In Nordafrika hat religiöse Diskriminierung viele Gesichter. In einigen Gebieten gibt es großen Widerstand gegen die Eröffnung neuer Kirchen; Christen werden ausgegrenzt, häufig aus der eigenen Familie verstoßen. Einschüchterungen und Drohungen vonseiten islamischer Extremisten, Druck und verbale Angriffe am Arbeitsplatz – all das gehört zum Alltag der Christen in dieser Region. Alle nordafrikanischen Länder sind mehrheitlich muslimisch, in vielen ist der Islam Staatsreligion.
Verfolgung vonseiten der eigenen Familie ist vermutlich die schmerzhafteste und am schwierigsten zu ertragende Form von Verfolgung. Farids Schwäger waren zutiefst erbost darüber, dass der Mann ihrer Schwester „zur Religion der Ungläubigen übergetreten“ war. Entschlossen, diese Schande aus der Familie zu tilgen, überzeugten sie ihre Schwester, sich wegen des neuen Glaubens ihres Ehemannes von ihm scheiden zu lassen. Später sorgten sie für den vollständigen Abbruch aller Kontakte zwischen ihm und seinen beiden erwachsenen Söhnen – aus Angst, er könnte diese „auf den falschen Weg“ führen.

Richter fordern Rückkehr zum Islam

Das algerische Rechtssystem teilt diese Sicht der Dinge bei vergleichbaren Fällen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Um die Ehe zu retten, wird vom christlichen Ehepartner verlangt, seinen Glauben aufzugeben. Sofern minderjährige Kinder betroffen sind, wird das Sorgerecht grundsätzlich dem muslimischen Ehepartner zugesprochen. Da Farids Kinder bereits volljährig waren, griff das Gericht in diesem Fall nicht ein.
Ähnlich wie Farid und vielen anderen erging es vor wenigen Jahren Kemal*. Er erinnert sich: „Der Richter traf sich mit meiner Frau und mir, um eine Versöhnung herbeizuführen. Sie sagte, sie sei auf keinen Fall bereit, weiter mit mir zusammenzuleben, es sei denn, ich würde meinen christlichen Glauben widerrufen. Der Richter versuchte, mich zu einem solchen Handel zu überreden, aber ich entschied mich für Christus.“ Seitdem leben seine beiden minderjährigen Kinder bei Kemals Exfrau, da ihr das Sorgerecht zugesprochen wurde.

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Algerien zurzeit an 37. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.

*Namen geändert