26. Januar 2022

Streit um islamisches Gebet im Vatikan

Quelle: jungefreiheit.de

Foto: Antonino Alibrando/pixelio.de

ROM. Ein Imam hat während eines „Friedensgebetes“ vor Papst Franziskus für einen Sieg über die Ungläubigen gebetet. Ein Sprecher von Radio Vatikan hat entsprechende Berichte mittlerweile bestätigt. Das nicht abgesprochene Zitat sei „kein feiner Zug“ gewesen, sagte der Leiter der deutschsprachigen Abteilung, Pater Bernd Hagenkord SJ, gegenüber der Presse. Man solle die Sache allerdings nicht dramatisieren.

Als erstes hatte der Schriftsteller und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad auf seiner Facebook-Seite geschrieben: „Im Garten des Vatikans beschließt der muslimische Geistliche sein Gebet mit dem Koranvers: Möge Allah uns zum Sieg gegen die Ungläubigen verhelfen! Das nenne ich ein Friedensgebet!“ Gegenüber dem katholischen Nachrichtenportal Kath.net wiederholte Abdel-Samad seine Einschätzung. Er habe die Zeremonie in einer Fernsehübertragung verfolgt.

Erster Auftritt eines Imams im Vatikan

Bei der Übertragung, die als erster Auftritt eines Imams im Vatikan gefeiert wurde, zitierte der islamische Geistliche am Ende seines Gebetes den bekannten Vers 286 der 2. Sure. Der besagte Vers endet mit dem Aufruf an Allah: „Du bist unser Schutzherr. Hilf uns, die Ungläubigen zu besiegen.“ Neben Papst Franziskus waren noch der israelische Ministerpräsident Schimon Peres und der Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, zugegen.

Zunächst setzte es ein heftiges Dementi von Radio Vatikan. „Nein, bei den Gebeten für den Frieden ist nicht der Koran zitiert worden mit der Aufforderung, die Ungläubigen zu vernichten. Das ist Stuß“, hieß es in einer Stellungnahme Hagenkords. Stattdessen veröffentlichte er auf seiner Seite ein Redemanuskript, in dem das Zitat nicht auftaucht. Mittlerweile ist klar, daß der Imam sein Gebet ohne Absprache mit dem Aufruf enden ließ. (FA)