19. Januar 2022

Vereinte Nationen klagen Nordkorea an

Quelle: jungefreiheit.de

Statue Kim Il Sung in Pjöngjang Nordkorea. Foto: Torsten Weidemann/pixelio.de

GENF. Ein Expertenkomitee des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen hat dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un „unaussprechliche Grausamkeiten“ gegen das eigene Volk vorgeworfen. Der Bericht fordert unter anderem die Einsetzung eines internationalen Tribunals gegen das Land. Laut dem Komitee gibt es sichere Beweise für Folter, Versklavung, sexuelle Gewalt und andere Repressionen.

So wurde eine Frau gezwungen ihr eigenes Kind zu ertränken. Kinder inhaftierter Eltern würden von Geburt an gefangengehalten und müßten hungern. Eine Familie wurde gefoltert, weil sie sich eine ausländische Seifenoper im Fernsehen ansah. Die diplomatische Vertretung Nordkoreas in der Schweiz wies die Anschuldigungen zurück. „Die Menschenrechtsverletzungen, die in dem sogenannten Bericht erwähnt werden, existieren in unserem Land nicht“, heißt es in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters.

China würde blockieren

Bei dem Expertenkomitee handelt es sich um den bisher weitreichendsten internationalen Versuch, Anschuldigungen gegen das Regime in Pjöngjang zu untersuchen.„Es handelt sich um einen Bericht, der von den riesigen Ungerechtigkeiten gegen die Menschen in Nordkorea berichtet und die internationale Staatengemeinschaft aufrütteln will“, sagte der Vorsitzende der Kommission Michael Kirby. Experten halten es hingegen für unwahrscheinlich, daß der Bericht unmittelbare Konsequenzen haben wird. Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen würde die Volksrepublik China als Vetomacht wohl jegliche Schritte gegen das verbündete kommunistische Regime verhindern.

„Chinas Schutz ermöglicht es dem Regime in Pjöngjang weiterhin, gleichgültig auf internationale Appelle zur Wahrung der Menschenrechte zu reagieren“, kritisierte der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Martin Lessenthin. Die Mitschuld der Pekinger Führung am Elend der Nordkoreaner müsse offen beim Namen genannt werden, forderte er. Auch die Einsetzung eines Ad-hoc-Tribunals nach dem Vorbild Ruandas scheint ohne Beteiligung Betroffener aus dem Land undurchführbar. (tb)