26. Mai 2022

Saarland: Geänderte Richtlinien zur Sexualerziehung eingeführt

Quelle: ead.de

„Alle sexuellen Orientierungen sind gleichwertig“ – Evangelische Allianz Saarland widerspricht

Saarbrücken (idea) – Während in Baden-Württemberg über den neuen Bildungsplan gestritten wird, wurden im Saarland bereits zu Beginn des Schuljahres 2013/14 Fakten geschaffen – allerdings ohne öffentliche Debatte. Dort führte die Große Koalition aus SPD und CDU neue Richtlinien zur Sexualerziehung ein. Sie ähneln dem umstrittenen baden-württembergischen Entwurf. Er sieht vor, dass Themen wie Homo-, Bi- und Transsexualität im Unterricht intensiver und fächerübergreifend behandelt werden. Im Erlass des von Ulrich Commerçon (SPD) geleiteten saarländischen Ministeriums für Bildung und Kultur heißt es: „Hetero-, Bi-, Homo-, Trans- und Intersexualität sind gleichwertige Ausdrucksformen des menschlichen Empfindens und der sexuellen Identität, die zur Persönlichkeit des betreffenden Menschen gehören.“ Da es sich bei der Sexualerziehung um ein Querschnittsthema handele, sollte sie fächerübergreifend berücksichtigt werden – in der Grundschule beispielsweise in den Fächern Deutsch, Sachunterricht, Religion, Bildende Kunst und Sport. Als Thema für die Grundschule wird in dem Erlass unter anderem „Vielfalt sexueller Orientierungen (Hetero- und Homosexualität)“ vorgeschlagen, für die Klassen fünf bis sieben „Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen und deren Anerkennung (Hetero-, Bi-, Homo-, Trans- und Intersexualität)“. Dem Ministerium zufolge tragen die neuen Richtlinien sowohl der Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis wie auch den modernen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Rechnung: „Dazu zählen die Veränderung des Rollenverständnisses von Frauen und Männern und ein zeitgemäßes Verständnis von Partnerschaft und Familie.“ Von den Lehrern wird laut den Richtlinien „Glaubwürdigkeit und die Bereitschaft zu persönlicher Stellungnahme erwartet“. Dabei dürften sie den Schülern aber „nicht bestimmte Auffassungen oder Konzepte eines – ihrer Meinung nach – gelungenen Sexuallebens aufdrängen“.

Auch die Kirchen begrüßten die geänderten Richtlinien

Der Pressesprecher des Bildungsministeriums, Jürgen Renner (Saarbrücken), sagte dazu auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Insofern muss die eigene religiöse Überzeugung im Zweifelsfall zugunsten der in Richtlinien und Lehrplänen geforderten Inhalte zurückgestellt werden.“ Nach seinen Angaben haben die evangelische und die katholische Kirche den Richtlinien in allen grundsätzlichen Bereichen zugestimmt. Dies bestätigte die Pressestelle der Evangelischen Kirche im Rheinland auf idea-Anfrage: Sie habe im Frühjahr 2013 über den Beauftragten der Evangelischen Kirchen im Saarland am Sitz der Landesregierung, Frank-Matthias Hofmann, in einer externen Anhörung den Gesetzesentwurf begrüßt, da die Richtlinien mit der evangelischen Sexualethik kompatibel seien. Dabei sei auch darauf hingewiesen worden, dass die Sexualerziehung in der Schule auf verschiedene Wertvorstellungen der Elternhäuser und auf deren religiöse und weltanschauliche Überzeugung Rücksicht nehmen sollte.

Evangelische Allianz Saarland widerspricht: Nicht alle Lebensstile sind gleichwertig

Die Sprecherin der Evangelischen Allianz Saarland, Ingrid Schemer (Neunkirchen), äußerte sich erstaunt darüber, dass öffentlich nicht über die geänderten Richtlinien diskutiert worden sei. Die Inhalte habe sie erst von idea erfahren. Sie beurteilt die Änderungen kritisch: „Da Ehe und Familie durch unser Grundgesetz besonders geschützt sind, ist es aus meiner Sicht nicht richtig, dass Lehrer dazu verpflichtet werden, alle Lebensstile als gleichwertig darzustellen.“ Ein solche Sicht entspreche auch nicht der Lebenswirklichkeit der meisten Kinder. Der Leiter des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), begrüßt es, dass Eltern laut den Richtlinien einen Anspruch darauf haben, rechtzeitig über Inhalte und Methoden der schulischen Sexualerziehung informiert zu werden: „Sie müssten nun verstärkt ermutigt werden, ausführliche Gespräche mit den Lehrern zu führen.“ Zudem sollten Eltern die schulischen Informationen zur Sexualerziehung ergänzen und ihren Kindern das biblische Menschenbild – dass Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen habe – nahebringen. Zugleich kritisiert er, dass Lehrer die verschiedenen sexuellen Orientierungen als gleichwertig vermitteln müssen: „Natürlich sollten Christen niemals ein endgültiges Urteil über andere fällen. Aber eine Bewertung der Lebensstile ist vom biblischen Menschenbild her betrachtet ein Muss.“