29. Mai 2022

Schlechtes Zeugnis für Europas Politiker

Quelle: readersdigest.de

Foto: Gerd Altmann/pixelio.de

Nach einer Umfrage von Reader’s Digest in zwölf Ländern trauen Menschen Europas Politiker nicht zu, die Probleme zu lösen.

Stuttgart, 22. Mai 2013. Europas Politiker sind bei den Bürgern zunehmend unbeliebt und verlieren immer mehr an Vertrauen. Das ergab eine Umfrage von Reader’s Digest unter rund 18.300 Bürgern in zwölf Ländern. Angesichts der hohen Verschuldung vieler Staaten, der Unsicherheit um die Zukunft des Euro und einem zunehmenden Gefälle zwischen Nord- und Südeuropa haben immer mehr Menschen Angst vor der Zukunft. So gaben im Schnitt 80 Prozent der Befragten an, sie hätten große Sorgen, dass die Politik das Problem Arbeitslosigkeit nicht in den Griff bekomme und die Altersvorsorge in Gefahr sei. In Slowenien ist das Misstrauen in die Politik beim Thema Arbeitslosigkeit mit 94 Prozent besonders hoch.

Finnen und Schweizer vertrauen ihren Regierenden am meisten

In seiner Juni-Ausgabe berichtet das Magazin Reader’s Digest ausführlich über die Ergebnisse der Umfrage. Dabei zeigt sich, dass das Misstrauen gegenüber der Politik je nach Thema und Land ganz unterschiedlich ausgeprägt ist. Während in Deutschland zum Beispiel die Sorge um die Lösung sozialer Belange nur bei 66 Prozent liegt, ist sie in Polen (87 Prozent), Rumänien (90 Prozent) und der Tschechischen Republik (91 Prozent) deutlich höher. Auch beim Thema Umweltschutz ist das Misstrauen der Deutschen in die Politik mit 57 Prozent weitaus geringer als in Russland und Rumänien (jeweils 80 Prozent). Die Umfrage hat zugleich gezeigt, dass Finnen und Schweizer ihren Regierenden am meisten vertrauen. Beispiel Bildung: In der Schweiz liegt das Misstrauen in die Politik bei diesem Thema nur bei 30 Prozent, in Finnland bei 37 Prozent. Hingegen trauen die Menschen in der Tschechischen Republik (77 Prozent) der Politik kaum noch zu, das Schulsystem zukunftsfähig zu gestalten. Ähnliche nationale Unterschiede gibt es auf den Feldern Einwanderung, Wirtschaftskompetenz und Gesundheitswesen.

Politiker rangieren hinter Autoverkäufern

„Angesichts der Globalisierung und Migration sieht man die Politiker machtlos“, sagt Charles Grant, Leiter des Zentrums für Europäische Reformen, im Magazin Reader’s Digest. Überall in Europa hätten die Bürger „Angst vor Veränderung, vor Arbeitsplatzverlust, vor Ausländern.“ Markus Löning (FDP), Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, zeigte sich gegenüber Reader’s Digest entsetzt, dass Politiker in der Umfrage nur sieben Prozent Zustimmung erhalten haben: „Wir rangieren sogar noch hinter den Autoverkäufern.“ Aus Sicht der dänischen EU-Kommissarin Connie Hedegaard ist vielen Politikern die wachsende Distanzierung zu den Bürgern noch nicht bewusst. „Die Menschen sind nicht so dumm, wie einige Politiker zu glauben scheinen“, sagt sie in der Juni-Ausgabe von Reader’s Digest und umschreibt zugleich die Hoffnung vieler Bürger: „Sie erwarten von Politikern, sich für etwas einzusetzen, zu ihren Wertvorstellungen zu stehen.“ Zugleich gebe es den großen Wunsch der Menschen, dass Politiker in „längeren Zeiträumen“ denken, „anstatt nur auf das nächste Budget oder die nächste Wahl zu schielen“.

Günther Jauch erhält als TV-Moderator Spitzennoten

Deutlich mehr Vertrauen als in Politiker setzen die Deutschen in TV-Moderatoren. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Umfrage im Auftrag des Magazins Reader’s Digest Deutschland. Spitzennoten in Sachen Verlässlichkeit erhält dabei Günther Jauch. Auf einer Notenskala von eins (sehr vertrauenswürdig) bis zehn (überhaupt nicht vertrauenswürdig) geben ihm 67 Prozent der Befragten Noten zwischen eins bis drei. Selbst Stefan Raab, der den letzten Platz in der Umfrage belegt, schenken immerhin noch 22 Prozent vergleichbares Vertrauen. Werte, von denen die Politik nur träumen kann.