22. Mai 2022

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für Harald Bretschneider

Quelle: idea.de

1980 entwickelt der sächsische Jugendpfarrer Harald Bretschneider das Symbol der neuen Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“.

Der sächsische Oberlandeskirchenrat i.R. Harald Bretschneider (Foto) erhält das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er wird mit anderen verdienten Bürgern am 4. Oktober in Berlin geehrt. Bretschneider bekommt die Auszeichnung unter anderem für sein Friedensengagement während der DDR-Zeit und für die zahlreichen Schulgründungen in kirchlicher Trägerschaft in Sachsen nach der Wiedervereinigung.

Dresden (idea) – Der sächsische Oberlandeskirchenrat i.R. Harald Bretschneider (Dresden) erhält das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er wird mit anderen verdienten Bürgern am 4. Oktober in Berlin geehrt. Bretschneider bekommt die Auszeichnung unter anderem für sein Friedensengagement während der DDR-Zeit und für die zahlreichen Schulgründungen in kirchlicher Trägerschaft in Sachsen nach der Wiedervereinigung. Der 70-Jährige führte während des Kalten Krieges als Landesjugendpfarrer in der DDR die weltweit bekannt gewordene Friedenskampagne mit dem Bibelwort „Schwerter zu Pflugscharen“ durch. Es wurde 1980 auf 100.000 Lesezeichen und ein Jahr später auf 200.000 Aufnäher und weitere Lesezeichen gedruckt. Wie Bretschneider 2007 in einem Interview mit idea sagte, führte die Aktion dazu, „dass die Staatsmacht in Panik geriet. Schüler und Lehrlinge, die es trugen, bekamen schwere Nachteile, wenn sie die Aufnäher nicht von ihren Jacken entfernten. In der Folge verweigerten immer mehr Jugendliche den Wehrdienst. Die Aktion gilt als eine Wurzel der Friedensbewegung in der DDR, die 1989 zur Friedlichen Revolution führte. Der Theologe erstellte auch das Material für eine jährlich stattfindende zehntägige Friedensdekade unter dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“. Das SED-Regime forderte vielfach seine Ablösung als Landesjugendpfarrer. Dieses Amt hatte er von 1979 bis 1991 inne. Die Staatssicherheit hatte mehr als 60 Inoffizielle Mitarbeiter auf ihn angesetzt. Wie Bretschneider auf idea-Anfrage sagte, werde er die Auszeichnung stellvertretend für all die Jugendlichen annehmen, die sich gewaltfrei für eine Veränderung der Verhältnisse in der DDR eingesetzt hätten. „Zuallererst danke ich aber Gott für all die Ideen, die Kraft und die Zivilcourage, die er mir gegeben hat“, so der Theologe, der seit 2007 im Ruhestand ist. Bretschneider ist seit 1999 bereits Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Im vergangenen Jahr erhielt er die Martin-Luther-Medaille der EKD. Mit der Auszeichnung, die seit 2008 verliehen wird, würdigte sie sein „herausragendes Engagement für den deutschen Protestantismus“.