20. Mai 2022

Ägypten: 120 christliche Familien vertrieben

Quelle: idea.de

In Ägypten kommt es immer wieder zu lokalen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen. Karte: PR

Ein Streit zwischen Kopten und Muslimen ist eskaliert. Eine aufgebrachte Menge vertrieb 120 christliche Familien aus ihrem Dorf nach einem tödlichen Zwischenfall. Bei einer weiteren Auseinandersetzung schossen Salafisten einen Kopten in den Kopf.

Dahshur/Shubra el Khayma (idea) – In Ägypten ist es erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Muslimen und Christen gekommen. 120 koptische Familien sollen aus ihrem Dorf Dashur, 40 Kilometer südlich von Kairo, vertrieben worden sein. Das berichtet der assyrische Informationsdienst AINA. Eine aufgebrachte Menge, angeführt von einem Geistlichen der radikal-islamischen Muslimbruderschaft, drohte die örtliche Kirche St. Georg niederzubrennen und alle Christen zu töten. Hintergrund ist der Tod des Muslims Moaz Hassab-Allah. Der Mann war bei einem Streit zwischen Kopten und Salafisten durch einen Molotow-Cocktail schwer verletzt worden. Er starb anschließend im Krankenhaus. Augenzeugen berichteten, es sei zu dem Streit gekommen, weil der koptische Schneider Sameh Samy das Gewand eines seiner muslimischen Kunden beschädigt hatte. Als die beiden Männer die Angelegenheit bei einem Treffen beilegen wollten, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Messer, Schusswaffen und Molotow-Cocktails. Samy habe in Notwehr einen Brandsatz geworfen und Hassab-Allah getroffen. Danach eskalierte die Situation und Samy, sein Vater und sein Bruder wurden verletzt und ihr Haus niedergebrannt. Erst die eintreffenden Sicherheitskräfte konnten die Situation beruhigen. Samy und sein Vater sind in Haft und sollen wegen Mordes angeklagt werden. Der Vater des Verstorbenen Hassab-Allah hatte bereits nach der Einlieferung seines Sohnes in das Krankenhaus angekündigt, das gesamte Dorf würde sich an den Christen rächen. Nun sind alle christlichen Familien auf der Flucht.

Kopte von Salafisten angeschossen

Bei einem weiteren Zwischenfall in Shubra el Khayma ist am 26. Juli ein Kopte von Salafisten angeschossen worden. Maher Ghaly hatte sich bei einer Gruppe Salafisten beschwert, weil diese mit Gewehrschüssen lautstark das Fastenbrechen gefeiert hatten. Als Ghaly sich aus dem Fenster seines Hauses lehnte, schoss die Gruppe ohne Vorwarnung auf ihn. Ghaly konnte im Krankenhaus gerettet werden, verlor aber sein linkes Auge. In Ägypten kommt es immer wieder zu lokalen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen. Von den 83 Millionen Einwohnern sind 90 Prozent Muslime und etwa zehn Prozent Christen, meist Kopten.