17. September 2021

Warum kommt der Notfallseelsorger im Krimi nicht vor?

Quelle: idea.de

Der Medienbeauftragte der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Markus Bräuer: Bemerken wir noch, wenn in ARD und ZDF vom „Vatertag“ statt „Christi Himmelfahrt“ gesprochen wird? Foto: Daniel Rennen/pixelio.de

Deutsche Fernsehsender gehen in ihren Programmen zu wenig auf die Glaubenspraxis der Christen ein. Das hat der Medienbeauftragte der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Markus Bräuer (Foto), beklagt. Er fordert mehr Christliches in Fernsehprogrammen.

Neuss (idea) – Deutsche Fernsehsender gehen in ihren Programmen zu wenig auf die Glaubenspraxis der Christen ein. Das hat der Medienbeauftragte der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Markus Bräuer (Frankfurt am Main), beklagt. „Die Alltagsreligion kommt in Filmen kaum vor, höchstens in Hochzeits- oder Beerdigungsszenen“, sagte der Theologe am 24. Juni in Neuss. Er sprach in einer Predigtreihe der dortigen Christuskirchengemeinde unter dem Motto „Kommt an?! Kirche auf allen Kanälen“. Religion und Glaubensthemen seien weniger im Programm zu finden, als man das angesichts von 50 Millionen Kirchenmitgliedern in Deutschland erwarten dürfte, so Bräuer. „Sie sehen in jedem Krimi den Gerichtsmediziner, aber nicht den Notfallseelsorger.“ Was vielen Menschen Orientierung aus dem Glauben gebe, sollte in allen Fernsehformaten – von der Show bis zum Quiz, vom Spielfilm bis zur Dokumentation – einen angemessenen Sendeplatz haben, forderte Bräuer. Er machte den Zuhörern Mut, nicht nur im privaten Rahmen über den Glauben zu sprechen. Bräuer: „Fällt uns noch das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ein, wenn wir von der Diskussion um die Lohnunterschiede zwischen Kernbelegschaft und Leiharbeitern in der Autoindustrie hören?“ Er ermunterte Christen, sich öffentlich und furchtlos zu ihrem Glauben zu bekennen.

Auch beim Medienkonsum gilt: „Prüfet alles …“

Außerdem komme es darauf an, sich kritisch mit Qualität und Inhalt von Fernsehprogrammen auseinanderzusetzen. Die Mahnung des Apostels Paulus, „Prüfet alles, aber das Gute behaltet!“ gelte auch in der Medienwelt für die Zuschauer. Sorge bereitet dem kirchlichen Medienbeauftragten, dass das Internet als Pranger missbraucht wird: „Im Mordfall der elfjährigen Lena aus Emden ist vor einigen Wochen ein 17-jähriger Verdächtiger über Facebook regelrecht gelyncht worden. Später stellte sich seine Unschuld heraus.“ Laut Bräuer müsse die Unschuldsvermutung auch im Internet uneingeschränkt gelten. Im Blick auf den Jugendmedienschutz sagte er: „Die Würde eines jeden Menschen ist ein Geschenk Gottes. Mit diesem Geschenk verantwortungsvoll umzugehen, stellt uns aber auch vor die Aufgabe, Kinder vor Inhalten zu schützen, die ihre Entwicklung stören und ihre Seele verletzten könnten.“ Das Kindeswohl habe höchste Priorität. Der Medienbeauftragte regte an, dass Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln einen „digitalen Generationenvertrag“ eingehen. Die Jüngeren führten die Älteren in die technischen Möglichkeiten des Internets ein. Die Älteren brächten ihre Lebenserfahrung aus der Zeit vor dem Internet ein und wiesen auf Gefahren hin, wenn man zu viel von sich preisgebe.