17. September 2021

Gottesdienst für entführte Familie Hentschel

Quelle: idea.de

Seit drei Jahren werden Johannes und Sabine Hentschel und ihr Sohn Simon vermisst. Foto: Privat


Ungewissheit quält die Angehörigen


Am 12. Juni 2009 wurden in der nordjemenitischen Provinz Saada neun Ausländer verschleppt, darunter die Familie Hentschel. Am 16. Juni nahmen rund 150 Personen in Bautzen an einem Gottesdienst teil, um an die immer noch vermissten Johannes und Sabine Hentschel sowie ihren Sohn Simon zu gedenken. Die beiden Mädchen wurden im Mai 2010 überraschend befreit.

Bautzen (idea) – Die seit drei Jahren im Nordjemen verschollene christliche Familie Hentschel aus Sachsen ist nicht vergessen. Am 16. Juni nahmen rund 150 Personen in Bautzen an einem Gottesdienst für Johannes und Sabine Hentschel und ihren Sohn Simon teil. Sie waren zusammen mit den inzwischen freigelassenen und in die Heimat zurückgekehrten Töchtern Lydia (8) und Anna (6) sowie vier weiteren Christen am 12. Juni 2009 in der nordjemenitischen Provinz Saada verschleppt worden. Dort hatten die damals 36-jährigen Hentschels an einem staatlichen Krankenhaus gearbeitet. Drei der Entführten – zwei deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin – wurden erschossen aufgefunden. Von einem britischen Ingenieur fehlt weiter jede Spur.

Kein Interesse an Aufklärung im Jemen?

Im Gottesdienst sagte Pfarrer Jan Mahling von der Bautzener Michaeliskirche, vor allem die Ungewissheit belaste die Angehörigen. Sie sollten durch das gemeinsame Gebet spüren, das viele Menschen nach wie vor an ihrem Schicksal Anteil nähmen. Der Schwager der Entführten, Pastor Reinhard Pötschke (Radebeul), erklärte gegenüber der Sächsischen Zeitung (Dresden), man habe nur noch wenig Hoffnung, dass die Verschollenen am Leben seien. Es sei quälend, nicht zu wissen, was ihnen widerfahren sei. Jemenitische Regierungskreise hätten offenbar kein Interesse an der Aufklärung. Auch in Deutschland gebe es möglicherweise Menschen, die mehr wüssten, aber schwiegen. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat den Fall als ungeklärt zu den Akten gelegt. Die beiden Mädchen, die im Mai 2010 überraschend befreit wurden, lebten bei Verwandten; es geht ihnen laut Pötschke „sehr gut“.

Schweizerin seit März im Jemen entführt

Ungewiss ist auch das Schicksal einer Schweizer Christin, die sich seit dem 13. März im Jemen in der Hand von Kämpfern des Terrornetzwerks El Kaida befindet. Für die Freilassung der 35-jährigen Lehrerin Silvia Eberhardt (Bülach/Kanton Zürich) fordern die Extremisten ein Lösegeld von umgerechnet zwölf Millionen Euro. Eberhardt arbeitete als Englischlehrerin in der Küstenstadt Hudaida und wurde nach Schabwa im Südosten des Landes verschleppt. Bis vor vier Jahren besuchte sie nach Angaben des Züricher Tages-Anzeigers eine Baptistengemeinde in Bülach. Sie ist offenbar auf eigene Initiative in den Jemen gegangen. Fast alle der 24,3 Millionen Einwohner des Landes sind Muslime. Die Zahl der fast ausschließlich ausländischen Christen wird von Religionsstatistikern auf knapp 20.000 geschätzt.