9. Mai 2021

US-Präsident für „Homo-Ehe“: Das Volk ist gespalten

Quelle: idea.de

Der US-Präsident Barack Obama. Foto: PR

Washington (idea) – US-Präsident Barack Obama hat sich für die Legalisierung der „Homo-Ehe“ ausgesprochen. Die Reaktionen in Gesellschaft und Kirche sind gespalten.

Einer Umfrage des Pew-Forschungszentrums (Washington) zufolge sind 47 Prozent der US-Amerikaner für eine völlige Gleichstellung schwuler bzw. lesbischer Partnerschaften mit der Ehe; 43 Prozent sind dagegen, und der Rest ist unentschieden. Beifall erntet der Präsident bei theologisch liberalen protestantischen Kirchen, während die katholische Kirche und die Evangelikalen ihm scharf widersprechen. Noch vor vier Jahren hatte sich Obama gegen die „Homo-Ehe“ ausgesprochen. Beobachtern zufolge geriet er jetzt unter Druck, nachdem Vizepräsident Joe Biden sich im Fernsehen für die „Homo-Ehe“ ausgesprochen hatte. Zuvor hatten die Wähler im Bundesstaat Nord Carolina der „Homo-Ehe“ einen Riegel vorgeschoben: Mit 58 gegen 42 Prozent stimmten sie für einen Verfassungszusatz, der „Ehe“ nur als Vereinigung von einem Mann und einer Frau zulässt. 30 von 50 Bundesstaaten haben eine derartige Regelung.

Romney: Ehe nur für Mann und Frau

Am 9. Mai erklärte Obama in einem Interview mit der Rundfunkanstalt ABC: „Für mich persönlich ist es wichtig voranzugehen und zu bekräftigen, dass gleichgeschlechtliche Partner heiraten können sollten.“ Sein aussichtsreicher Kontrahent bei der Präsidentschaftswahl am 6. November, der Republikaner Mitt Romney, beeilte sich festzustellen, dass er die „Homo-Ehe“ ablehne. Er bleibe bei seiner Auffassung, dass die Ehe nur eine Beziehung zwischen Mann und Frau sei, sagte Romney. Er gehört einer religiösen Sondergemeinschaft an – der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (Mormonen).

Katholische Kirche: Obama untergräbt die Familie

Die führenden Repräsentanten der beiden größten Kirchen in den USA widersprachen Obamas Plädoyer für die „Homo-Ehe“. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Timothy Kardinal Dolan (New York), sagte, Obamas Äußerungen „untergraben die Institution Familie, den Eckstein unserer Gesellschaft“. Das amerikanische Volk, besonders die Kinder, hätten Besseres verdient. Die römisch-katholische Kirche hat in den USA 68,2 Millionen Mitglieder.

Südliche Baptisten: Obama ist „irregeleitet“

An zweiter Stelle steht der theologisch konservative Bund der Südlichen Baptisten (Southern Baptist Convention) mit mehr als 16 Millionen Mitgliedern. Für Kirchenpräsident Bryant Wright (Marietta/Bundesstaat Georgia) ist es „sehr deprimierend, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten seinen Einfluss zur Billigung der ‚Homo-Ehe’ nutzt“. Der Bibel zufolge sei es Gottes klarer Wille, dass die Ehe auf Mann und Frau beschränkt sei. Wright unterstrich den Auftrag, für die Obrigkeit und damit auch für Obama mit seiner „irregeleiteten Entscheidung“ zu beten.

Geistlicher Präsidentenberater widerspricht Obama

Auch einer von Obamas geistlichen Beratern sprach sich gegen die „Homo-Ehe“ aus. Joel Hunter, Pastor der 15.000 Besucher zählenden Northland-Gemeinde in Orlando (Bundesstaat Florida), ist enttäuscht über die Äußerung des Präsidenten. Er habe ihm mitgeteilt, dass er anderer Meinung sei, sagte Hunter der Nachrichtenagentur AP. Obama habe ihm versichert, dass er die Meinungs- und Glaubensfreiheit auch der Gegner der „Homo-Ehe“ schützen werde. Hunter will Obama gleichwohl weiterhin politisch unterstützen.

UCC gratuliert zu „mutiger“ Entscheidung

Uneingeschränkte Zustimmung erhält der Präsident hingegen von der Vereinigten Kirche Christi (United Church of Christ/UCC), der er bis 2008 mehr als 20 Jahre lang angehörte. Kirchenpräsident Geoffrey A. Black (Cleveland/Bundesstaat Ohio) beglückwünschte Obama zu der „wichtigen und mutigen“ Entscheidung, für die Gleichheit von Ehe und homosexuellen Partnerschaften einzutreten. Auch gleichgeschlechtliche Partner könnten „die Berufung zur Ehe“ leben. Die eine Million Mitglieder zählende UCC steht in Kirchengemeinschaft mit der deutschen Union Evangelischer Kirchen (UEK), der 13 Landeskirchen angehören.

Methodistin: Alle sind „heilige Kinder Gottes“

Zustimmung erhielt Obama auch aus der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in den USA. Diese sei überzeugt, dass alle Menschen, ob hetero- oder homosexuell, „heilige Kinder Gottes“ seien, erklärte Amy McBroom, Programmdirektorin der Dreieinigkeitsgemeinde in Huntsville (Bundesstaat Alabama). Zwar sei es nach den „Sozialen Grundsätzen“ der EmK nicht möglich, Schwule oder Lesben zu trauen, aber ihre Gemeinde kümmere sich um jeden und jede, so McBroom. Die Generalkonferenz der weltweiten EmK hatte Anfang Mai bei ihrer Tagung in Tampa (Bundesstaat Florida) bekräftigt, dass praktizierte Homosexualität nicht mit christlicher Lehre zu vereinbaren sei. Die EmK hat in den USA 7,7 Millionen Mitglieder; weltweit sind es 11,2 Millionen.