9. Mai 2021

Terrorismus: Christen geraten „unter Beschuss“

Quelle: idea.de

Foto: Gerd Altmann/pixelio.de

Genf/Rom (idea) – In Teilen Afrikas, Asiens und des Mittleren Ostens geraten Christen zunehmend buchstäblich „unter Beschuss“. Muslimische Terroristen nehmen sie ins Visier und verüben Anschläge auf Gottesdienste und gegen Kirchen. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und der Vatikan haben jetzt zur Solidarität mit den Opfern aufgerufen und ihnen Gebetsunterstützung und praktische Hilfe zugesagt. Aktueller Anlass sind die jüngsten Anschläge in Nigeria und Kenia, aber auch in Indonesien und im Irak. Im westafrikanischen Nigeria kamen am 30. April bei einem Selbstmordattentat auf einen Polizeikonvoi in Jalingo, Hauptstadt des überwiegend von Christen bewohnten Bundesstaates Taraba, mindestens elf Menschen ums Leben.

Einheimische Medien machen die Terrororganisation Boko Haram (Alles Westliche ist Sünde) für diese Bluttat verantwortlich wie auch für zwei Anschläge auf christliche Versammlungen am 29. April. Dabei starben mindestens 25 Menschen. Ein Attentat ereignete sich auf dem Universitätsgelände in der Stadt Kano, wo Katholiken einen Gottesdienst feierten und eine andere Gruppe eine Freiversammlung abhielt. Dort töteten zwei Unbekannte mindestens 20 Menschen. Bei einem weiteren Anschlag in der Stadt Maiduguri kamen mindestens vier Gottesdienstbesucher und ein Pastor ums Leben.

Somalische Terrorgruppe agiert auch in Kenia

Am selben Tag explodierte in Nairobi (Kenia) eine Handgranate in der internationalen evangelikalen Gemeinde „Gottes Haus der Wunder“. Ein Gottesdienstbesucher wurde getötet und 15 verletzt, berichtet die ökumenische Nachrichtenagentur ENInews (Genf). Vorher hatte die US-Botschaft vor Angriffen der somalischen Shabab-Miliz gewarnt. Sie weitet ihre Aktivitäten auf das Nachbarland aus, seit kenianische Truppen im Oktober bei der Bekämpfung der radikal-islamischen Rebellen in Somalia helfen. Am 8. April war bereits eine Granate in einer Gebetsversammlung in der Hafenstadt Mombasa des ostafrikanischen Landes explodiert und hatte einen Teilnehmer getötet. Christliche und islamische Führungspersonen Kenias verurteilten die Anschläge. Die mit dem Terrornetzwerk El Kaida in Verbindung stehende Shabab-Miliz will Somalia von Christen „säubern“ und strebt danach, das islamische Religionsgesetz, die Scharia, im ganzen Land durchzusetzen. Dasselbe Ziel verfolgt Boko Haram in Nigeria. Nach Angaben des religionsstatistischen Werks „Operation World“ (Ausgabe 2010) sind 51,3 Prozent der 158 Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes Christen. Muslime stellen 45,1 Prozent. Hinzu kommen Anhänger von Naturreligionen. Kenia hat knapp 41 Millionen Einwohner. Davon sind 83 Prozent Christen, acht Prozent Muslime und sieben Prozent Angehörige von Naturreligionen. Der Rest gehört anderen Glaubensrichtungen an.

Italienischer Minister: „Ethnische Säuberungen“

Von „ethnischen Säuberungen“ spricht der italienische Minister für Internationale Zusammenarbeit und Integration, Andrea Riccardi. Er verurteilte in einem Interview mit der Zeitung „Corriere della Sera“ (Abendbote) die „systematische Tötung von Christen“ nicht nur in Afrika, sondern auch im Irak. Dort sind bereits hunderttausende Christen vor Anschlägen islamischer Extremisten geflohen. Die Zahl der Kirchenmitglieder unter den rund 29 Millionen Einwohnern ist seit dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten im Jahr 2003 von 1,3 Millionen auf weniger als 300.000 gesunken. Riccardi ist auch Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio. Vatikansprecher Federico Lombardi verurteilte ebenfalls die Anschläge auf Kirchen in Kenia und Nigeria „auf das Entschiedenste“. Er rief die Angehörigen der verschiedenen Religionen zum friedlichen Zusammenleben auf. Sie dürften sich nicht in eine „ausweglose Spirale des Hasses“ begeben.

ÖRK sagt Bedrängten Unterstützung zu

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Nigeria, Erzbischof Ignatius Kaigama, sagte gegenüber Radio Vatikan, die Zentralregierung tue nicht genug, um Muslime und Christen vor Anschlägen zu schützen. Besorgt zeigte sich auch der ÖRK, dem 349 evangelische, orthodoxe und anglikanische Kirchen mit 560 Millionen Mitgliedern in mehr als 110 Ländern angehören. Der stellvertretende Generalsekretär Georges Lemopoulos (Genf) sagte den Bedrängten geistliche und praktische Unterstützung zu