28. November 2021

Menschenrechtler kritisieren Führerkult in Nordkorea

Quelle: idea.de

Nordkoreas eigene Zeitrechnung beginnt mit der Geburt Kim Il-Sungs vor 100 Jahren. Foto: PR/John Pavelka

Cottbus (idea) – Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat den Führerkult im kommunistisch regierten Nordkorea scharf kritisiert. Anlass geben die Feiern zum 100. Geburtstag des 1994 verstorbenen Staatsgründers Kim Il-Sung am 15. April.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation, die vom 13. bis 15. April ihr 40-jähriges Bestehen in Cottbus feiert, gilt in der hermetisch abgeschotteten „Demokratischen Volksrepublik Korea“ eine eigene Zeitrechnung, die mit der Geburt des „Großen Führers“ und „ewigen Präsidenten“ beginnt. Nach Einschätzung der IGFM huldigt das kommunistische Regime der Herrscher-Dynastie in einem „grotesken Personenkult“. Plan- und Misswirtschaft hatten mehrfach zu verheerenden Hungerkatastrophen mit mehreren Millionen Toten geführt und die Bevölkerung ins Elend gestürzt. Jedes Jahr flüchten tausende Menschen in die Volksrepublik China. Obwohl Südkorea alle Flüchtlinge aufnimmt, schieben die chinesischen Behörden aufgegriffene Flüchtlinge vielfach wieder nach Nordkorea ab, wo ihnen Lagerhaft, Zwangsarbeit und Folter drohten. Die IGFM appelliert an China, alle Flüchtlinge nach Südkorea ausreisen zu lassen.

Rund 200.000 Gefangene in Arbeitslagern

In Nordkorea werden Schätzungen zufolge rund 200.000 politische Gefangene in Zwangsarbeiterlagern gefangen gehalten. Wie IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin (Frankfurt am Main) sagte, zeigen Satellitenaufnahmen, dass die Lager in den vergangenen Jahren weiter gewachsen sind. Nach Aussagen von Zeugen sterben viele Arbeitssklaven in der Haft. In Cottbus berichtete die Nordkoreanerin Hye-Sook Kim. Als 13-jähriges Mädchen wurde sie in das Arbeitslager „Nr. 18“ für politische Gefangene eingewiesen, das sie erst nach 28 Jahren Haft und Zwangsarbeit wieder verlassen durfte. Ihr gelang schließlich die Flucht über China, Laos und Thailand nach Südkorea.

Christen gelten als Staatsfeinde

Nordkorea gilt als das Land mit der schlimmsten Verfolgung von Christen weltweit. Weil sie sich nicht der kommunistischen Doktrin unterwerfen und sich weigern, den „Ewigen Präsidenten“ Kim Il-Sung sowie dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong-Il (1941-2011) zu verehren, gelten sie als Staatsfeinde. Nach Schätzungen werden bis zu 70.000 Christen in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten. Von den 24 Millionen Einwohnern sind offiziellen Angaben zufolge etwa 12.000 Protestanten und 800 Katholiken, die zu vier staatlich anerkannten Kirchengemeinden gehören. Mindestens 200.000 versammeln sich im Untergrund.