18. Mai 2022

Die Nordkirche kommt

Quelle: idea.de

Foto: S. Hofschlaeger/pixelio.de

Rostock-Warnemünde (idea) – Der Weg für die Nordkirche ist frei. Ab Pfingsten wird es in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg eine gemeinsame evangelische Kirche geben. Auf der 3. Tagung der Verfassungsgebenden Synode in Rostock-Warnemünde stimmten am 7. Januar die Synoden der nordelbischen, der mecklenburgischen und der pommerschen Kirche für die Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit wurde deutlich übertroffen. Von den 255 anwesenden Synodalen stimmten 227 mit Ja, 22 mit Nein; sechs enthielten sich. Von den 132 Synodalen der nordelbischen Synode stimmten 124 mit Ja, sechs mit Nein bei zwei Enthaltungen. Von den 55 Delegierten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs votierten 46 mit Ja, sechs mit Nein; drei enthielten sich der Stimme. Bei den 68 Delegierten der Pommerschen Evangelischen Kirche gab es 57 Ja- und zehn Nein-Stimmen bei einer Enthaltung. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses sangen die Synodalen spontan den Choral „Großer Gott, wir loben Dich“.

Ulrich: Vielfalt ist Stärke und nicht Schwäche

Der Vorsitzende der Gemeinsamen Kirchenleitung, der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig), zeigte sich dankbar und erleichtert. Allerdings empfinde er auch etwas Wehmut. Denn wer Neues anfange, der müsse Altes und Vertrautes hinter sich lassen, sagte er. Doch die Fusion sei „nicht das Ende eines Weges, sondern der Beginn einer gemeinsamen Wanderschaft“. Die neue Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland sei nicht nur wichtig für die kirchliche Landschaft in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. „Sie ist von Bedeutung für die Entwicklung des Protestantismus in unserem Land insgesamt. Und sie ist ein Beitrag auch für den Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West in unserem Land“, so Ulrich. Der Kirchenzusammenschluss ist der erste über die ehemalige innerdeutsche Grenze hinweg. Ulrich betonte, dass in der neuen Kirche auch die mitgenommen werden sollten, „die sich vielleicht einen anderen Ausgang der Abstimmung gewünscht haben“. Die Vielfalt, die die drei Kirchen in die neue gemeinsame Kirche einbrächten, sollten als Stärke verstanden werden, so Ulrich.

Abromeit: „Großes Reformprojekt des deutschen Protestantismus“

Auch der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, Andreas von Maltzahn (Schwerin), zeigte sich erleichtert über die Entscheidung: „Wir haben jetzt Klarheit und können uns wieder verstärkt unserer eigentlichen Arbeit zuwenden.“ Denn Kirche sei kein Selbstzweck, sondern habe den Auftrag, das Evangelium von Jesus Christus den Menschen nahezubringen. „Das wollen und werden wir mit vereinten Kräften nun in einer größeren Gemeinschaft tun.“ Der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) sprach von einem „großen Reformprojekt des deutschen Protestantismus“, das mit der Fusion gelungen sei. „So können wir auch in Pommern langfristig selbstbewusst Kirche sein, ohne zu viel Kräfte für den Erhalt unserer Existenz aufzuwenden. Wir können uns ganz der Ausrichtung der Botschaft von der Liebe Gottes in Kirche und Gesellschaft widmen“, so Abromeit. Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, gratulierte zur Entstehung der Nordkirche. Dies sei ein wegweisender Schritt: „Wir sehen in der gemeinsamen Nordkirche ein Vorbild für Synergien, Vernetzung und die Gestaltung des demographischen Wandels. Wir sind sicher, dass der Zusammenschluss auch das kirchlich-geistige Leben in den Gemeinden stärken wird.“

Fünftgrößte EKD-Mitgliedskirche

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland wird mit 2,3 Millionen Mitgliedern in 13 Kirchenkreisen und rund 1.000 Kirchengemeinden die fünftgrößte Gliedkirche der EKD sein. Ihr Gebiet reicht von der Insel Helgoland bis zur Insel Usedom, von der dänischen bis zur polnischen Grenze. Sitz des gemeinsamen Kirchenamtes wird Kiel. Der Landesbischof wird in Schwerin sitzen. In Hamburg, Schleswig und Greifswald werden Sprengelbischöfe residieren; für eine Übergangszeit bis 2018 wird es zudem zusätzlich einen Sprengelbischof in Schwerin geben.