22. Januar 2022

Wie sich die Christenheit entwickelt hat

Quelle: idea.de

In 100 Jahren hat sich die Zahl der Christen verdreifacht, aber ihr Anteil an der Weltbevölkerung ist gesunken. Foto: Wikipedia

Washington (idea) – Die Zahl der Christen weltweit hat sich in den vergangenen 100 Jahren zwar mehr als verdreifacht, aber ihr Anteil an der Weltbevölkerung ist gesunken. Im Jahr 1910 lebten etwa 600 Millionen Christen auf der Welt; 2010 waren es rund zwei Milliarden.

Ihr Bevölkerungsanteil ging in diesem Zeitraum aber von 35 auf 32 Prozent zurück. Das hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen wuchs die Weltbevölkerung schneller als die Christenheit, und zum anderen legten nicht-christliche Religionen zu, besonders der Islam. Zu diesem Ergebnis kommt das US-amerikanische Forschungszentrum Pew (Washington) in einem am 19. Dezember veröffentlichten Bericht über die Entwicklung der Christenheit.

Geographische Gewichtsverlagerung

Danach hat sich in den vergangenen 100 Jahren eine gewaltige geographische Gewichtsverlagerung der Christenheit ereignet. 1910 waren 93 Prozent aller Christen in Europa und Amerika zu Hause; jetzt sind es noch 63 Prozent. Der Anteil der Christen an der europäischen Bevölkerung ist von 95 auf 76 Prozent gesunken, in Amerika von 96 auf 86 Prozent. Gleichzeitig hat sich das Christentum massiv in Afrika südlich der Sahara und im asiatisch-pazifischen Raum ausgebreitet, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts wenige Christen lebten. Europa ist heute die Heimat von etwa jedem vierten Christen (25,9 Prozent), Amerika (Nord-, Mittel- und Südamerika) von 36,8 Prozent, Afrika (südlich der Sahara) von 23,6 Prozent, der asiatisch-pazifische Raum von 13,1 Prozent sowie der Mittlere Osten und Nordafrika von 0,6 Prozent.

„Christlichstes“ Land Europas: Russland

Das europäische Land mit den meisten Kirchenmitgliedern ist Russland. Dort leben 105,2 Millionen Christen; sie stellen 73,6 Prozent der Bevölkerung. An zweiter Stelle folgt Deutschland mit 58,4 Millionen Kirchenmitgliedern (Bevölkerungsanteil: 70,8 Prozent). An dritter Stelle steht Italien mit 51,6 Millionen (85,1 Prozent). Mit 46,3 Prozent stellen die Katholiken (261,7 Millionen) die größte Konfession auf dem Kontinent, vor den Orthodoxen (200,2 Millionen) mit 35,4 Prozent und den Protestanten (100,6 Millionen) mit 17,8 Prozent. Die übrigen Christen bilden eine winzige Minderheit von 0,5 Prozent (3,1 Millionen). In Deutschland leben dem Forschungsinstitut zufolge annähernd 29 Millionen Protestanten, 28 Millionen Katholiken, mehr als eine Million Orthodoxe und über 500.000 andere Christen. Die 4,1 Millionen Muslime bilden mit einem Bevölkerungsanteil von 5 Prozent die größte nicht-christliche Religionsgruppe.

Amerika: USA vor Brasilien und Mexiko

Die amerikanischen Länder mit den meisten Christen sind die USA (247 Millionen), Brasilien (176 Millionen) und Mexiko (108 Millionen). Katholiken stellen 64,7 Prozent der Bevölkerung auf dem gesamten Kontinent, gefolgt von den Protestanten (32,8 Prozent), anderen Christen (2,2 Prozent) und Orthodoxen (0,3 Prozent).

500 Millionen Afrikaner sind Christen

Rund 500 Millionen Christen leben inzwischen in Afrika (südlich der Sahara). Die meisten finden sich in Nigeria (80,5 Millionen/Bevölkerungsanteil: 50,8 Prozent), der Demokratischen Republik Kongo (63,2 Millionen/95,7 Prozent) und Äthiopien (52,6 Millionen/63,4 Prozent). Konfessionell liegen in Afrika die Protestanten mit 295,6 Millionen/57,2 Prozent) vor den Katholiken (176 Millionen/34,1 Prozent), den Orthodoxen (40,1 Millionen/7,8 Prozent) und anderen Christen (4,8 Millionen/0,9 Prozent).

Asien: Volksrepublik China an zweiter Stelle

Das größte christliche Land Asiens sind die Philippinen: 86,8 Millionen Einwohner gehören Kirchen an (Bevölkerungsanteil: 93,1). An zweiter Stelle folgt die Volksrepublik China mit – laut Pew-Forschungszentrum – 67,1 Millionen (5 Prozent). An dritter Stelle steht Indien mit 31,9 Millionen Christen (2,6 Prozent). Die 139,3 Millionen Protestanten (48,9 Prozent) bilden die größte Konfession vor den Katholiken (131,3 Millionen/46,1 Prozent), den Orthodoxen (12 Millionen/4,2 Prozent) und anderen Christen (2,6 Millionen/0,9 Prozent).

Mittlerer Osten und Nordafrika: Ägypten vor dem Sudan

Im islamisch geprägten Mittleren Osten und Nordafrika gibt es in Ägypten die meisten Christen, nämlich 4,3 Millionen (5,3 Prozent der Bevölkerung). An zweiter Stelle folgt der Sudan (Nord und Süd) mit 1,8 Millionen (5,4 Prozent). Danach kommt der Libanon mit 1,6 Millionen (38,2 Prozent). Konfessionell kommen Katholiken (5,6 Millionen/43,5 Prozent) vor Orthodoxen (5,5 Millionen/43 Prozent), Protestanten (1,7 Millionen/13,5 Prozent) und andere Christen (10.000/weniger als 0,1 Prozent).