22. Januar 2022

Sachsen: Pfarrhaus für homosexuelle Partnerschaften öffnen?

Quelle: idea.de

Der Landesinspektor des pietistischen Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Pfarrer Matthias Dreßler.

Borna/Markersbach (idea) – Sollen homosexuelle Pfarrer die Möglichkeit erhalten, mit ihrem Partner im Pfarrhaus zu leben? Über diese Frage wird in der sächsischen Landeskirche gestritten.

Nachdem sich zahlreiche Kirchgemeinden gegen eine Öffnung der Pfarrhäuser für solche Partnerschaften gewandt hatten, sprach sich jetzt erstmals ein Kirchenbezirk – Leipziger Land – öffentlich dafür aus. Er begrüßt in einen Offenen Brief mit dem Titel „Auch unter Christen – Liebe zum gleichen Geschlecht“, dass in der Kirche eine Debatte über die Lebensmöglichkeiten homosexueller Geistlicher geführt werde. Homosexualität sei keine Krankheit: „Homosexuelle Menschen haben ihre Orientierung nicht selbst gewählt, sondern sind von Gott als schwul oder lesbisch geschaffen worden.“ Die Verfasser regen an, „sehr bald Möglichkeiten sowohl für eine gelebte homosexuelle Partnerschaft im Pfarrhaus und als auch für die Segnung homosexueller Paare dort zu eröffnen, wo die Gemeinden dem nicht entgegenstehen“. Denn man gehe davon aus, „dass kurzfristig keine überall in der Landeskirche akzeptierte Regelung gefunden werden wird“. Den am 1. Advent veröffentlichten Brief haben 35 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Vikare unterzeichnet, darunter der Superintendent des Kirchenbezirks Borna, Matthias Weissmann.

107 Gemeinden: Beim Nein bleiben

Hintergrund ist der Paragraph 39 des von der EKD-Synode im November 2010 beschlossenen Pfarrdienstgesetz, das ab 1. Januar gelten soll. Dieser ermöglicht es, das Pfarrhaus für homosexuelle Partnerschaften zu öffnen. Das ist bisher in der sächsischen Landeskirche nicht zulässig. Dass das so bleibt, dafür plädieren 107 der 776 Gemeinden in einer von Pfarrer Gaston Nogrady (Markersbach/Erzgebirge) initiierten Erklärung. Andernfalls würde die Ehe zwischen Mann und Frau zu einer Beziehungsspielart unter vielen umgedeutet und das Fundament des Bekenntnisses zur Heiligen Schrift und zu den Bekenntnissen der Landeskirche verlassen, sagte Nogrady gegenüber idea. Das wiederum würde zu Uneinigkeit und Streit innerhalb der Landeskirche und besonders auch im Verhältnis zu den Kirchen in der Ökumene führen.

Pietist: Viele würden aus der Kirche auswandern

Der Landesinspektor des pietistischen Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Pfarrer Matthias Dreßler (Chemnitz), warb jüngst vor der Landessynode dafür, sich zu fragen, ob eine Neuregelung dem Miteinander in der Kirche nutze. Zwar würden durch eine Öffnung des Pfarrhauses in Einzelfällen vielleicht einige Menschen für die Kirche gewonnen. Andere aber wanderten innerlich oder äußerlich aus der Kirche aus. Jene, die teilweise schon jetzt mit diesem Gedanken spielten, seien nicht am Rande der Gemeinden angesiedelt, sondern gehörten zu den engagierten Mitarbeitern. „Das wäre wirklich ein Verlust“, so Dreßler. Die sächsische Landeskirche hat rund 770.000 Mitglieder.