22. Januar 2022

An Evangelikalen „kommt niemand mehr vorbei“

Quelle: idea.de

Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth. Foto: PR

Bad Blankenburg (idea) – Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth (Wetzlar), sieht eine mögliche Trendwende bei der Bewertung der Evangelikalen. Das schreibt er in einem Bericht über seine fünfjährige Amtszeit, der im Allianz-Magazin „EiNS“ erschienen ist.

In den vergangenen Jahren hätten manche Medien den Begriff „evangelikal“ häufig als Schimpfwort gebraucht und mit „fundamentalistisch“ gleichgesetzt. Zusammen mit anderen habe er sich, so Werth, bemüht, die Allianz aus der „fundamentalistischen Schmuddelecke herauszuhalten – oder zu holen“. Begegnungen bis in die jüngste Vergangenheit hätten ihm aber gezeigt, „dass wir nach wie vor ein massives Imageproblem haben“. Jetzt zeichne sich aber vielleicht eine Trendwende ab. Dazu beigetragen habe das Buch „Die neuen Evangelikalen“ von Marcia Pally, einer New Yorker Professorin für multikulturelle Studien. Sie bescheinige den Evangelikalen, beim sozialen Engagement vielfach Vorreiter zu sein. Auch der 3. Internationale Kongress für Weltevangelisation 2010 in Kapstadt habe positive Akzente gesetzt, indem er deutlich gemacht habe: „Evangelikale setzen sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein, vor allem der Gewissens- und Religionsfreiheit.“ Auch die EKD nehme die evangelikale Bewegung stärker und positiver wahr als früher. So habe er vor kurzem ein Papier über Evangelikale weltweit für die EKD-Kammer für weltweite Ökumene verfasst. Diese Entwicklung zeige: „Niemand kommt mehr an uns vorbei.“ Die Weltweite Evangelische Allianz repräsentiere rund 420 Millionen Christen in 128 Ländern.

„Nicht zum Klub älterer Herren werden“

Im Blick auf die Evangelische Allianz in Deutschland plädiert Werth dafür, mehr jüngere Christen und Frauen in die Leitungsgremien auf örtlicher und nationaler Ebene zu berufen. Der Zusammenschluss von Christen aus Landes- und Freikirchen dürfe „nicht zum Klub älterer Herren werden“. Zwar sei es gut, wenn man in Leitungsverantwortung auch Lebens- und Glaubenserfahrung habe. Aber man müsse aufpassen, nicht den Anschluss an die nächste und übernächste Generation zu verlieren. Deshalb sei es notwendig, auch unter 30- oder 40-Jährige in die Leitungsgremien zu berufen. Dies gelte auch für die Frauen. Sie könnten wertvolle Impulse in die Allianz einbringen, da sie „auch die Welt des Glaubens mit anderen Augen sehen“. Vor Ort spielten sie oft schon eine wichtige Rolle. Werth scheidet zum Jahresende nach fünf Jahren aus dem Amt, um sich auf seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender von ERF Medien zu konzentrieren. Nachfolger ist der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Michael Diener (Kassel). Seinem Nachfolger wünscht Werth, „dass er ganz nah bei Gott ist und ganz nah bei den Menschen“. Außerdem hoffe er, dass viele Christen den Allianz-Vorsitzenden im Gebet begleiten.