21. Oktober 2021

Vom Gericht Gottes sprechen

Quelle: idea.de

Wetzlar (idea) – Christen müssen neu lernen, vom Gericht Gottes zu sprechen. Diese Ansicht vertrat der designierte Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm (Bamberg), in einem Gespräch mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Er wird am 30. Oktober als Nachfolger von Johannes Friedrich (München) in sein Amt an der Spitze der 2,6 Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche eingeführt.

Seit 2004 ist Bedford-Strohm als Professor für Systematische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg tätig. Ihm zufolge sollten die biblischen Gerichtstexte bei der Verkündigung nicht verschwiegen werden. Sie seien Warnschilder, die zur Besinnung rufen wollen. Ohne Gericht gebe es keine Gerechtigkeit. Jeder Mensch müsse „durch das Feuer der Wahrheit gehen“. Er könne dann aber darauf hoffen, dass Gott ihn in seine Arme nehme. Die Gerichtsreden malten jedoch nicht die faktisch zu erwartenden Taten Gottes vor Augen, etwa im Sinne einer ewigen Verdammnis. Was Gott am Ende tun werde, dürfe man getrost in Gottes Hand legen.

Größte Herausforderung als Landesbischof

Bedford-Strohm zufolge wird es für ihn als Landesbischof die größte Herausforderung sein, Menschen zu erreichen, „die bisher keine oder nur schlechte Erfahrungen mit der Kirche haben“. Die Kirche müsse ihre Kindergärten, den Religionsunterricht und die Gemeinden nutzen, um biblische Geschichten zu erzählen. Er sei überzeugt davon, dass viele Fragen, die den modernen Menschen bewegen, in der Bibel eine kraftvolle Antwort finden, so Bedford-Strohm. So stimmten die Empfehlungen der modernen Glücksforschung, vergeben zu lernen, dankbar zu werden und im Augenblick zu leben, mit den Erkenntnissen der Bibel überein.

Für homosexuelle Paare im Pfarrhaus

Bedford-Strohm äußerte sich auch zum EKD-Pfarrdienstrecht. Dieses ermöglicht das „familiäre Zusammenleben“ von homosexuellen Paaren im Pfarrhaus, sofern dies von der jeweiligen Landeskirche so beschlossen wird. „Ich halte die Liberalisierung für richtig, weil ich aus der Begegnung mit homosexuell Lebenden die Erfahrung gewonnen habe, dass auch sie mit ganzem Herzen Christen sind“, so Bedford-Strohm. Wenn homosexuelle Partner Treue, Verlässlichkeit und Rücksicht praktizierten, sollten sie dies auch im Pfarrhaus tun können. Allerdings könne die homosexuelle Partnerschaft nicht zum Leitmodell in der Kirche werden.