17. September 2021

Die Kirche altert schneller als die Gesellschaft

Quelle: idea.de

Der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, Gerhard Wegner. Foto: PR

Hannover (idea) – Auf einem Gebiet ist die Kirche der Gesellschaft voraus: Sie wird schneller älter. Im Jahr 2040 werden 36 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder 65 Jahre und älter sein; das sind dann 14 Prozent mehr als in der Gesamtbevölkerung.

Doch die Kirche muss dadurch nicht hinfälliger werden. Sie könne vielmehr Vitalität gewinnen, da die Älteren „ihre Kraft neu entfalten und die Gesellschaft verändern werden“, sagte der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, Gerhard Wegner (Hannover), bei einer Fachtagung, die am 5. Oktober im Kirchenamt der EKD in Hannover stattfand. Sie beschäftigte sich mit dem Thema „Das Alter und die Zukunft der Kirche“. Die Alten seien nicht das Problem der Kirche, sondern die Lösung für die Probleme der Kirche, betonte der Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit (EAfA), Jens-Peter Kruse (Hannover). Allerdings würden die Senioren ihre Potenziale nur dann in die Kirche einbringen, wenn ihr Engagement gewollt sei und wertgeschätzt werde: „Wer ihnen nichts zutraut, wird von ihnen nichts erwarten können.“

Wer fromm ist, fühlt sich jünger

Auf der Basis neuer Forschungsergebnisse des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) diskutierten in Hannover Verantwortliche aus Landeskirchen und Diakonie über eine Neuorientierung der kirchlichen Altenarbeit. „Erst zum Ende des achten Lebensjahrzehnts – bei 77 Jahren – setzt das überwiegende Empfinden ein, selbst zu den Alten zu gehören“, hat die Soziologin Petra-Angela Ahrens herausgefunden. Ein weiteres Ergebnis der Studie „Generation 60plus: Religiosität und kirchliche Bindung“: Wer sich als religiös einstuft, fühlt sich jünger. 37 Prozent der über 60-Jährigen können sich ein ehrenamtliches Engagement in Kirchengemeinden vorstellen, 13 Prozent der Evangelischen in dieser Altersgruppe sind bereits aktiv.