26. Mai 2022

Rekordbeteiligung beim „Marsch für das Leben“

Quelle: idea.de

Rückblick: Marsch für das Leben 2010 - Foto: David Vogt

Berlin (idea) – Begleitet von Protesten feministischer und linksradikaler Gruppen haben Abtreibungsgegner am 17. September einen „Marsch für das Leben“ in Berlin veranstaltet. Nach Angaben der Polizei zogen etwa 2.100 Personen schweigend vom Bundeskanzleramt am Deutschen Bundestag vorbei zur St. Hedwigs-Kathedrale, wo sie einen ökumenischen Gottesdienst feierten. Es war die bisher am besten besuchte Demonstration der Lebensrechtler. Im Vorjahr hatten 1.800 Demonstranten teilgenommen. Die Lebensrechtler führten weiße Kreuze mit sich.

Sie drückten damit ihre Trauer darüber aus, dass in Deutschland werktäglich rund 1.000 Kinder im Mutterleib getötet werden. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht, dem 15 Organisationen angehören. Etwa 200 Gegendemonstranten störten mit Trillerpfeifen und Sprechchören die Kundgebung der Lebensrechtler. Sie verhöhnten die Christen mit Parolen wie „Nie wieder Jesus“ und „Warum seid Ihr Christen so hässlich?“

Jährlich 2,9 Millionen Abtreibungen in Europa

In der vollbesetzten St. Hedwigs-Kathedrale beklagte Weihbischof Wolfgang Weider (Berlin), dass es in Europa jährlich 2,9 Millionen Abtreibungen gebe – so viel wie die Städte Hamburg und München zusammen an Einwohnern haben. Europa könne nicht Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern kritisieren und zugleich vor dieser entsetzlichen Realität die Augen verschließen, so Weider. Der evangelische Pfarrer Philipp Prinz von Preußen (Berlin) forderte in seiner Predigt dazu auf, dem Gebot der Nächstenliebe auch gegenüber den Ungeborenen zu folgen. Wenn ein Kind Probleme bereite, müsse man das Problem beseitigen, nicht das Kind.

Hilfe zum Leben statt Tötung finanzieren

Der Bundesverband Lebensrecht forderte in einer „Berliner Erklärung“ den Staat auf, „das schwere Unrecht der Tötung ungeborener Kinder“ und die Finanzierung von Abtreibungen zu beenden. In Deutschland würden die Kosten für 90 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche in Höhe von jährlich mehr als 40 Millionen Euro aus den Haushalten der Länder bestritten. Mit dem Geld sollte der Staat stattdessen Schwangere und Familien unterstützen. Außerdem solle der Staat zum gesetzlichen Verbot der Präimplantationsdiagnstik (PID) zurückkehren. Die Einführung weiterer genetischer Tests müsse verhindert werden, „damit der tödlichen Selektion potenziell behinderter Menschen Einhalt geboten wird“.

Nur ein Grußwort der evangelischen Kirche

Führende Vertreter der CDU hatten dem Veranstalter des Marsches schriftliche Grußworte geschickt und sich für das Engagement der Lebensrechtler bedankt, unter ihnen Staatsministerin Prof. Maria Böhmer, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, und der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe. Hinter die Demonstration stellten sich auch die Junge Union und die Senioren-Union der CDU. Von katholischer Seite äußerten ihre Unterstützung: der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg im Breisgau), Kardinal Joachim Meisner (Köln), Erzbischof Rainer Woelki (Berlin) sowie Bischof Gerhard Ludwig Müller (Regensburg). Als einziger Vertreter einer evangelischen Landeskirche schickte der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit ein Grußwort.

„Den Stummen Schrei der Getöteten hörbar machen“

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart) erklärte gegenüber idea, das Recht auf Leben sei das Wichtigste aller Grundrechte. Er würde sich wünschen, dass sich mindestens ebenso viele Pfarrer für den Lebensschutz Ungeborener einsetzen wie in Stuttgart gegen den Neubau des Hauptbahnhofes. Laut dem Vorsitzenden des Bundesverbandes Lebensrecht, Martin Lohmann (Bonn), soll der „Marsch für das Leben“ den „stummen Schrei der Getöteten hörbar machen“. Deutschland müsse wissen, dass man sich mit der Kultur des Todes nicht abfinde. Er sei überzeugt davon, dass in den kommenden Jahren die Notwendigkeit des Lebensschutzes von der Gesellschaft stärker erkannt werde, so Lohmann.