26. Mai 2022

Glaubenstag: „Wir sind die Kirche“

Quelle: idea.de

Bielefeld (idea) – In der Auseinandersetzung um theologische Irrtümer in der evangelischen Kirche hat der Leiter der Ahldener Bruderschaft, Pastor Burkhard Affeld (Osnabrück), Christen dazu aufgefordert, sich auf ihre eigene Beziehung zu Jesus Christus zu besinnen.

„Es könnte sonst sein, dass wir über alle Beschäftigung mit den Verirrungen unsere persönliche Nachfolge vernachlässigen“, sagte Affeld am 24. September bei einem Glaubens- und Besinnungstag in Bielefeld. Er mahnte: „Wir sind die Kirche und müssen uns fragen, ob die Bibel Grundlage unseres persönlichen Lebens und unserer Aufgaben in Gemeinde und Beruf ist.“ In Blick auf die Entwicklungen in der evangelischen Kirche forderte Affeld zu mehr Gelassenheit auf. „Wir sind es nicht, die die Kirche retten“, so Affeld. „Gott wird sich dieser Kirche immer wieder annehmen.“ Der Theologe bemängelte eine „Gemeindevergessenheit“ in der universitären Ausbildung. Theologieprofessoren schwebten über der Basis „und bekommen gar nicht mehr mit, was los ist“. Zugleich kritisierte er die liberale Theologie, mit der „der Mensch seine Erkenntnisse und seinen Willen über die Heilige Schrift stülpt“. Durch liberale Theologen sei es zu einer falschen Schwerpunktsetzung gekommen. Affeld: „Ein christlicher Humanismus war ihnen wichtiger als die Rettung von Menschen.“

Homosexualität: EKD beugt sich dem Zeitgeist

Veranstalter des Glaubens- und Besinnungstags in Bielefeld und in mehreren anderen deutschen Orten war der Gemeindehilfsbund (Walsrode bei Hannover). Wie der 2. Vorsitzende dieser evangelikalen Organisation, Pastor Jens Motschmann (Bremen), sagte, gab die Verabschiedung eines Pfarrdienstrechts für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im November 2010 den Anstoß zu diesem Bekenntnistag. Nach der neuen Regelung ist den Mitgliedskirchen die Entscheidung darüber überlässt, ob sie ein homosexuelles Zusammenleben im Pfarrhaus zulassen. Noch 1996 habe der Rat der EKD in einer Orientierungshilfe ein homosexuelles Zusammenleben als nicht dem Willen Gottes entsprechend bezeichnet. Ihre Position habe die EKD „nicht aufgrund irgendwelcher neuen Erkenntnisse, sondern allein im Nachgeben gegenüber dem gewachsenen Druck des Zeitgeistes“ geändert, sagte Motschmann. Christen forderte er zu einem liebevolleren Zugehen auf homosexuelle Menschen auf. „Wer von denen spürt etwas von der nachgehenden Liebe Christi in der Verkündigung, in der Seelsorge?“, fragte Motschmann. Die biblische Wahrheit und die Liebe seien keine Gegensätze. Wenn die Bibel praktizierte Homosexualität ablehne, entspreche dies „nicht einer Lust- oder Sexualfeindlichkeit, sondern sie will dem Menschen geben, was erfüllend ist“.

Sexualität entzaubert

Nach Auffassung des Religionspädagogen Christoph Raedel (Kassel) sollten Christen „Buße tun darüber, wo unsere eigenen geistlichen Traditionen leibfeindlich agiert haben.“ Der Leib sei das Fenster des Menschen zur Welt und Sexualität eine „kommunikative Kategorie“. Der Grundzug des Neuen Testamentes sei nicht die Verneinung, sondern die Entzauberung der Sexualität. Die „Sprache des Leibes“ werde nicht einfach so auf der Straße dahingeschleudert. Sie sei vielmehr „eine Sprache, die in eine intime Beziehung gehört“, meinte der Hochschullehrer. Nach biblischem Verständnis sei die Ehe zwischen Mann und Frau als Verantwortungs- und Versorgungsgemeinschaft der einzige legitime Ort, an dem Sexualität gelebt werden könne.