29. Juni 2022

Religiöser Pluralismus: Christen sollen Profil zeigen

Quelle: idea.de

Prof. Berthold: Die Kirche muss überlegen, was nur sie sagen kann. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – Christen sollten auf den zunehmenden religiösen Pluralismus reagieren, indem sie profiliert ihren Glauben bekennen. Dafür hat sich der Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Prof. Johannes Berthold (Moritzburg), am 5. August bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg (Thüringen) ausgesprochen.

Angesichts einer wachsenden Flut religiöser Angebote sollten Christen sich auf das Eigene besinnen, sagte er in einem Seminar zum Thema „Rückkehr des Religiösen – Chancen und Grenzen“. Berthold: „Die Kirche muss überlegen, was nur sie sagen kann, und was – wenn sie es nicht sagt – ungesagt bleibt.“ Das Monopol zur Deutung von Werte- und Sinnfragen habe die Kirche längst verloren. Inzwischen sei sie ein Anbieter unter vielen. „Nicht jeder, der Not hat, geht zum Seelsorger. Es gibt ja auch Psychologen oder Hellseher.“ Für Christen dürfe das Dogma der Gegenwart „Alles ist relativ“ nicht gelten. Berthold ermutigte sie zu einem „mutig-toleranten Zeugnis der Wahrheit“. Wenn es um Personen gehen, hätten Christen tolerant zu sein. In der Sache aber müsse man um die Wahrheit kämpfen. Besonders dramatisch sei die Entkirchlichung im Osten Deutschlands, wo die 40 Jahre DDR für die Kirchen eine Art „Super-Gau“ gewesen seien. So sei der Anteil der Christen an der Bevölkerung dort innerhalb von zwei Generationen von 94 auf 30 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Konfessionslosen habe sich indes von sechs Prozent auf 66 Prozent mehr als verzehnfacht.

Wenn Lebensmittel zur Lebensmitte werden

Die Entchristlichung der Gesellschaft schreite aber auch im Westen voran – vielfach schleichend. Ein Indiz dafür sei der Fernsehsender „Astro TV“, der mit astrologischer Lebensberatung rund 80 Millionen Euro jährlich erwirtschafte. Die Sehnsucht der Menschen nach Erfüllung ist nach Bertholds Ansicht ein riesiger Absatzmarkt für diffuse Spielarten von Religion. So gebe es seit geraumer Zeit auch ein Magazin mit dem Titel „Engel“, das mit den Himmelboten der Bibel aber nur wenig zu tun habe. Wer seine Sehnsucht nicht mit religiösen Angeboten zu stillen versuche, tue dies vielfach mit Ersatzreligionen. So bezeichnete Berthold den Konsumismus als „Religion des Wohlstands“, in der Lebensmittel zur Lebensmitte würden. Eine der vordringlichsten und zukunftsweisenden Aufgaben für Christen bestehe heute darin, den Menschen klarzumachen, „dass das Beste noch kommt“. Die Allianzkonferenz steht in diesem Jahr unter dem Thema „Hoffnung leben“.