2. Dezember 2021

Islamische Miliz köpft Viehhirten

Quelle: idea.de

HUNGERSNOT IN SOMALIA

Mogadischu/Göttingen (idea) – Mit menschenverachtender Brutalität begegnen islamische Extremisten der Hungersnot in Somalia und behindern willkürlich die internationale Nothilfe. Die Shabab-Miliz habe mehrere Viehhirten öffentlich geköpft, weil sie ihr die wenigen überlebenden Tiere nicht aushändigen wollten, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

Im Ort Afgoye, 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Mogadischu, seien zwei Hirten am 23. Juli hingerichtet worden. Um die Bevölkerung einzuschüchtern, seien ihre Leichen auf Geländewagen durch die Stadt gefahren worden. Über Lautsprecher hätten die Milizen die Einwohner aufgefordert, der Hinrichtung von drei weiteren Hirten beizuwohnen. Bereits im April hatte die Miliz vier Menschen geköpft, denen sie Spionage vorwarf. Shabab steht mit dem Terrornetzwerk El Kaida in Verbindung und kontrolliert weite Teile Somalias. Trotz der verzweifelten Situation mit rund 2,8 Hungernden hat die Miliz einen Bann über nicht-islamische Hilfswerke verhängt. Sie will unter anderem das Land von Christen „säubern“ und strebt danach, das islamische Religionsgesetz, die Scharia, durchzusetzen. In den vergangenen vier Jahren hat Shabab mehr als 18.000 Zivilisten getötet; eine Million Menschen mussten fliehen. Weniger als ein Prozent der 8,7 Millionen Einwohner Somalias sind Christen, die übrigen meist Muslime.

Menschenrechtler kritisieren EU

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) macht aber nicht nur die islamischen Extremisten dafür verantwortlich, dass die Not in Somalia immer schlimmer wird. Der Krieg und die Hungersnot würden durch Menschenrechtsverletzungen aller Konfliktparteien angeheizt, berichtete Afrikareferent Ulrich Delius am 25. Juli in Göttingen. So setzten die von der Europäischen Union (EU) unterstützten somalischen Regierungsstreitkräfte Kindersoldaten ein, obwohl die Regierung mehrfach versichert habe, diesen Missstand zu beenden. Delius: „Die von der EU geförderte Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AMISOM) ist gefürchtet, weil sie in Mogadischu Wohnviertel beschossen und so entscheidend zum Exodus von mehr als 100.000 Einwohnern beigetragen hat.“ Laut Delius ist es zu wenig, nur Hungerhilfe zu leisten. Wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht engagierter für Frieden in dem umkämpften Land einsetze, würden in den nächsten sechs Monaten zehntausende Somalier sterben. Trotz der Hungerkatastrophe setze die EU auf eine militärische Lösung. Zurzeit werde darüber beraten, noch mehr Soldaten für die Übergangsregierung Somalias ausbilden zu lassen. Regelmäßig liefen diese Soldaten zu den islamischen Milizen über.

„Soldaten Christi“ bringen Trinkwasser

Auch in Dschibuti, Äthiopien, Kenia und Uganda ereignet sich derzeit die laut UN „schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt“. Mehr als elf Millionen Menschen drohen zu verhungern, davon etwa ein Drittel Kinder. Tausende flüchten auf der Suche nach Nahrung und Wasser. In überfüllten Flüchtlingslagern herrschen chaotische Zustände. Zahlreiche christliche Hilfsorganisationen sind im Einsatz, darunter die Diakonie Katastrophenhilfe (Stuttgart), das Hilfswerk World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main), die Kindernothilfe (Duisburg), humedica (Kaufbeuren) und „Geschenke der Hoffnung“ (Berlin). Im Norden Kenias ist auch die Heilsarmee tätig. Nach Angaben des deutschen Hauptquartiers in Köln bringen die „Soldaten Christi“ Trinkwasser zu den nomadischen Völkern in der Region Turkana. In Somalia und Äthiopien kann die in 124 Ländern sozial und evangelistisch tätige Freikirche nicht helfen, weil dort keine Heilsarmee-Arbeit existiert.