30. Juni 2022

Islamische Welt vor dem Untergang?

Quelle: idea.de

Hamed Abdel-Samad: Islam hat keine Antworten auf heutige Fragen. Foto: Raimond Spekking / Wikipedia

Weinheim (idea) – Die islamische Welt steht vor dem Untergang. Davon ist der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad überzeugt.

„Der Islam bietet keine konstruktiven Antworten auf die Herausforderungen und auf die Fragen des modernen Lebens“, sagte der 38-Jährige, der seit 1995 in Deutschland lebt, in einem Interview mit dem Magazin „Psychologie heute“ (Weinheim bei Mannheim). Vor allem die juristisch-politische Seite des Islam, die sich in den Alltag und die Gesetzgebung einmische, stagniere und hindere die islamische Welt daran, „mit dem Westen zusammenzuarbeiten und integrationsfähig für das Wissen anderer zu sein“. Die Bildung stagniere. Außerdem gebe es Ressentiments gegenüber dem Westen und keine Kreativität mehr, auch nicht in der Wirtschaft. Die meisten islamischen Staaten lebten von Tourismus, Landwirtschaft oder Bodenschätzen. Doch in spätestens 30 Jahren gebe es kein Erdöl mehr. Auch das Wasser werde knapp. Diese Herausforderungen könnten die weltweit 57 islamischen Länder nicht meistern. Ausnahmen seien Indonesien, Malaysia und teilweise die Türkei.

Kritik an islamischer Schizophrenie

Abdel-Samad kritisiert ferner „eine Art Schizophrenie“ in islamischen Ländern: „Man konsumiert die westlichen Produkte, bezeichnet den Westen aber gleichzeitig als dekadent und unmoralisch.“ Nirgendwo werde so viel Zeit vor dem Fernseher verbracht wie in islamischen Ländern. „Aber wenn es um die Modernisierung des Denkens geht, um die Gleichberechtigung von Mann und Frau, um die Selbstbestimmung des Einzelnen – da hört die Moderne auf.“ Es gebe keine Freiheit, Gleichberechtigung, Selbstkritik und Infragestellung der Religion.

Haltung zum Koran ändern

Für vordinglich hält es Abdel-Samad, dass Muslime ihre Haltung zum Koran ändern: „Wir können nicht alle Fragen des Lebens durch den Koran legitimieren.“ Es gebe Widersprüche, wenn etwa Fundamentalisten ihre Gewalt mit dem Koran begründeten und Politiker den Frieden. Deshalb sei es nötig, sich vom Koran abzulösen, ohne gegen ihn zu polemisieren. Der Koran sei entstanden, um die Anliegen einer Gemeinde im 7. Jahrhundert in Arabien zu regeln. Doch heute lebten auch Muslime im 21. Jahrhundert. Abdel-Samad: „Wir brauchen neue Antworten, wir brauchen gesunden Menschenverstand.“

Bau von Moscheen fördert nicht Integration

Kritik übt er auch an der deutschen Integrationspolitik. Der Bau von Moscheen fördere keine Integration: „Integration bedeutet in aller erster Linie Teilhabe an Bildung, um Teil des Arbeitssystems zu werden.“ Man dürfe Forderungen von Muslimen nicht nachgeben, die ihr Gottesgesetz, die Scharia, höher achteten als das Grundgesetz, die islamisch geschächtetes Fleisch am Arbeitsplatz haben wollten und ihren Töchtern die Teilnahme am Schwimmunterricht verböten. Muslime, die nicht bereit seien, das Grundgesetz zu achten und sich nicht deutlich von Gewalt und Gewaltrhetorik distanzierten, hätten in Deutschland nichts zu suchen.

Freundschaft zu einem Juden hatte Folgen

Abdel-Samad ist Sohn eines Imams aus einem Ort bei Kairo. 1995 kam er als fundamentalistischer Muslim nach Deutschland. Die Freundschaft zu einem Juden führte dazu, dass er seine Überzeugungen revidierte. Er ist Autor der Bücher „Mein Abschied vom Himmel – Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland“ (Fackelträger, Köln) und „Der Untergang der islamischen Welt: Eine Prognose“ (Droemer, München).