19. Januar 2022

Hindu-Extremist: Christen „wie Wanzen“ vernichten

Quelle: idea.de

Verbale Attacken bei hinduistisch-nationalistischer Massenveranstaltung. Foto: CDN

Bhopal (idea) – Bei einer hinduistisch-nationalistischen Massenveranstaltung im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh ist die befürchtete Gewalt gegen Christen ausgeblieben.
 

Es gab auch keine massenhaften Rückbekehrungsversuche, dafür aber heftige verbale Angriffe. Bei dem Treffen Maa Narmada Samajik Kumbh (Mutter Narmadas Sozialversammlung) hatten sich vom 10. bis 12. Februar etwa zwei Millionen Hindus am Fluss Narmada in Mandla versammelt. Mehrere Redner beschuldigten Christen, ihre sozialen Dienste missionarisch zu missbrauchen. Ein Hindu habe Christen mit „Wanzen“ verglichen, die getötet werden müssten, berichtete der katholische Priester George Thomas gegenüber dem Informationsdienst AsiaNews. Der Zorn richtete sich gegen Missionare, die sich um die Ärmsten der Armen kümmern. Der Redner habe erklärt, missionarisch aktive Christen seien wie Wanzen, die „das Blut unschuldiger verletzlicher Menschen saugen; Wanzen sollte man töten, sonst werden sie weiter Blut saugen“. Diese Äußerung sei jedoch bei einigen Hindu-Gruppen auf Kritik gestoßen. Es gebe keinen Grund, Christen zu beleidigen; vielmehr sollte man den Dialog mit ihnen suchen, hieß es. Die meisten Teilnehmer des Kumbh seien allein religiös motiviert gewesen, so Thomas.

Hindus: Recht auf Rückbekehrung

Vor der Massenversammlung hatten Christen große Sorge geäußert, dass – wie bei einem ähnlichen Treffen im Jahr 2006 im Bundesstaat Gujarat – versucht werde, Christen zum Hinduismus rückzubekehren. In der hinduistischen Publikation „Organiser“ heißt es dazu, Ziel der Kumbh sei einzig und allein, das hinduistische Erbe und die Kultur Indiens zu fördern. Doch hätten Hindus ebenso ein Recht auf Rückbekehrung, wie Christen und Muslime das Recht auf Mission für sich in Anspruch nähmen: „Solange Bekehrungen stattfinden, wird es auch Antibekehrungs- und Rückbekehrungsversuche von Hindus geben.“

Region von christlichen Missionaren „säubern“

Der Generalsekretär des Gesamtindischen Christenrats, John Dayal (Neu Delhi), sagte, niemand könne Zweifel daran hegen, dass nationalistische Hindus mit dem Kumbh vor allem das Ziel verfolgten, die Region von christlichen Missionaren zu „säubern“. Ihnen werde vorgeworfen, vor allem Angehörige des Volks der Gond, im großen Stil zum Christentum zu bekehren. Die etwa neun Millionen Gond haben eine Stammesreligion mit Ahnenverehrung. Auch sie wehren sich gegen hinduistische Extremisten von der Bewegung Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Diese betrachtet alle gebürtigen Inder als Hindus. Wer einer anderen Religion folge, müsse „rückbekehrt“ werden. Madhya Pradesh ist einer von sieben indischen Bundesstaaten, die Antibekehrungsgesetze eingeführt haben. Von den 68,8 Millionen Einwohnern sind über 91 Prozent Hindus. Christen bilden eine kleine Minderheit von 0,3 Prozent. In ganz Indien sind etwa 82 Prozent der 1,1 Milliarden Einwohner Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen. Immer wieder kommt es in einzelnen Bundesstaaten zu gewalttätigen Übergriffen nationalistischer Hindu-Extremisten auf Christen.