19. Januar 2022

Damit der „Bund fürs Leben“ hält

Quelle: idea.de

Foto: Werner Schneider / pixelio.de

Berlin/Lüdenscheid (idea) – Jede dritte Ehe in Deutschland scheitert. Christen lassen sich genauso häufig scheiden wie Nichtchristen. Mit diesem Zustand will sich die Initiative „MarriageWeek – Die Woche der Ehepaare“ nicht abfinden. „Eine gute Ehe, wo man das Leben miteinander teilt, sich stärkt und stützt, ist doch etwas sehr Erstrebenswertes“, sagt der Vorsitzende, Siegbert Lehmpfuhl (Rangsdorf bei Berlin).
 

Er steht auch der christlichen Ehe- und Familienseminare-Organisation „Team-F – Neues Leben für Familien“ (Lüdenscheid) vor. Die Initiative hat in diesem Jahr zum dritten Mal die „Woche der Ehepaare“ durchgeführt. Sie ging am Valentinstag (14. Februar) zu Ende. Ziel ist es, Paaren gemeinsame schöne Erlebnisse zu vermitteln, um so Ehen zu stärken. Da gab es festliche Mahlzeiten bei Kerzenschein in Kirchengemeinden, Hotels und Restaurants, ferner Konzerte, Gottesdienste, Tanzveranstaltungen und Vorträge. Lehmpfuhl zog gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea eine positive Bilanz: Mit über 500 Veranstaltungen wurden rund 20.000 Interessenten erreicht. Damit war die Woche ähnlich erfolgreich wie im letzten Jahr. In 150 Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen sei über die Aktionswoche berichtet worden. „Für viele Paare wurden Gottesdienste mit Segnungsangebot zu einem Höhepunkt in ihrem Leben“, hat Lehmpfuhl erfahren. Besonders freut er sich darüber, dass manche Teilnehmer mitgeteilt hätten, wieder neue Hoffnung für ihre Ehe zu schöpfen. Neben den christlichen Initiatoren und kirchlichen Partnern engagieren sich auch Vertreter aus Wirtschaft und Politik für die Woche. Ein Nobelhotel im Ostseebad Zingst beteiligte sich mit einem speziellen Angebot zu den „Valentinstagen“; in einem Münchner Hofbräukeller trafen sich Paare zum Tanz. Die Idee zur „Woche der Ehepaare“ stammt aus Großbritannien. 1996 richtete der Unternehmer Richard Kane dort erstmals die MarriageWeek aus. Am 2. April tritt er bei einem Motivationstreffen für die Veranstaltungsreihe in Fulda auf.

Weniger Ehen, weniger Scheidungen

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Wiesbaden) scheitern Ehen heute nicht nur in einem hohen Maße, es gibt überhaupt weniger Ehen. Zurzeit sind nach Angaben von Martin Conrad vom Statistischen Bundesamt rund 35,3 Millionen Ehepaare in Deutschland statistisch erfasst; vor zehn Jahren waren es von 38,4 Millionen. Die Zahl der Eheschließungen nimmt rapide ab. 2009 gaben sich 378.439 Paare das Ja-Wort – ein minimaler Anstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor zehn Jahren schlossen noch 430.700 Paare den Bund fürs Leben; 1989 waren es sogar 529.600. Zudem lassen sich Frauen und Männer mit dem Heiraten mehr Zeit. Anfang der siebziger Jahre lag das durchschnittliche Heiratsalter der Männer bei 28 und der Frauen bei 25 Jahren; heute sind Bräutigam und Braut 36 bzw. 33 Jahre alt. 185.800 Ehen wurden 2009 von einem Richter beendet; das waren 3,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Damit wurden 2009 von 1.000 bestehenden Ehen 10 geschieden; vor 20 Jahren waren es 7. Ein weiterer Trend: Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung hat sich verlängert. 2009 waren Paare 14 Jahre und 4 Monate zusammen, bis die Ehe geschieden wurde, 20 Jahre zuvor waren es 11 Jahre und 6 Monate.

Wenn man nichts mehr miteinander anzufangen weiß

Warum scheitern Ehen? Lehmpfuhl sieht den Hauptgrund in der gesellschaftlichen Entwicklung: „Man kann nichts mehr miteinander anfangen. Man hat sich auseinanderentwickelt.“ Zudem hätten sich die Rahmenbedingungen geändert. Nur um finanziell abgesichert zu sein, müssten Paare heute nicht mehr einander bleiben. Andere Gründe wie ein Seitensprung eines Partners oder eine unbefriedigende Sexualität spielten immer seltener eine Hauptrolle für eine Scheidung. Lehmpfuhl bedauert, dass der Trend zur Scheidung inzwischen auch vor Kirchengemeinden nicht Halt mache. Dies zu ändern, sei eine wichtige Aufgabe für Kirchengemeinden. Lehmpfuhl empfiehlt zwei Maßnahmen: So wie es in vielen Kirchengemeinden Glaubenskurse gibt, müssten auch Ehevorbereitungsseminare üblich werden. Zudem sei es hilfreich, wenn „gestandene Ehepaare“ in Kirchengemeinden junge Paare einige Jahre lang begleiteten, um ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Allerdings kenne er bundesweit nur drei Gemeinden, wo ein solches Begleitprogramm zum festen Angebot gehöre: „Da gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten.“ Scharf kritisiert er dubiose Internetangebote – etwa Portale, in denen man sich zum Fremdgehen verabreden kann. Solche Angebote zerstörten Ehen. Lehmpfuhl schlägt als Gegengewicht ein „Treue-Erneuerungs-Portal“ vor.

Vom Glück in der Ehe

Nach Angaben des Leiters des evangelischen Fachverbands für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), gibt es gute Gründe für die Ehe. So gäben 40 Prozent der Verheirateten an, glücklich zu sein. Bei Paaren ohne Trauschein und Alleinlebenden sagten dies nur 24 Prozent. Verheiratete erlebten auch ihre Sexualität beglückender als Nichtverheiratete.