19. Januar 2022

Christen im Irak: Ohne Sicherheit und Hoffnung

Quelle: idea.de

Das Leben sei schwierig für alle Iraker, besonders aber für Christen, so der armenisch-orthodoxe Erzbischof Georgis Sliwa (Mitte). Foto: oikumene.org

Genf (idea) – Der Auszug von Christen aus dem Irak hält an. Die Hauptgründe: Ihre Sicherheit im Land kann nicht gewährleistet werden, und sie haben kaum Hoffnung, dass sich ihre Lebenssituation in Bälde bessert.
 

Das berichteten irakische Kirchenleiter vor dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), der vom 16. bis 22. Februar in Genf tagt. Das Leben sei schwierig für alle Iraker, besonders aber für Christen, sagte der armenisch-orthodoxe Erzbischof Georgis Sliwa. Die Verbliebenen spürten keine innere Sicherheit und hätten keine Hoffnung für die Zukunft ihrer Kinder. Man hoffe, dass jene Christen, die das Land verlassen haben, zurückkehren, wenn sich die Lage bessert. Dazu sei aber Einsatz von Seiten der internationalen Gemeinschaft nötig, damit der Terrorismus gestoppt werde und sich alle Bürger wieder sicher fühlen könnten. Der Gottesdienstbesuch in der armenisch-orthodoxen Kirchengemeinde von Bagdad sei in den vergangenen fünf Jahren um 85 Prozent gesunken, berichtet die ökumenische Nachrichtenagentur ENI (Genf).

Volksaufstände schwappen nicht in den Irak über

Pfarrer Yousif Al-Saka von der (reformierten) Presbyterianischen Kirche in Bagdad erwartet nicht, dass die Welle der Volksaufstände in Teilen der arabischen Welt in den Irak überschwappt. Die Massen lehnten sich gegen Diktaturen auf, aber der Irak habe eine demokratische Staatsordnung. Das Hauptproblem sei die innere Sicherheit. Kritik übten die Kirchenleiter an christlichen Werken, die unter irakischen Kirchenmitgliedern missionieren. „Jeder irakische Christ ist Kirchenmitglied“, betonte der armenisch-orthodoxe Erzbischof Avak Asadourian. Christen leben seit fast 2.000 Jahren im Irak. Inzwischen hat sich ihre Zahl dezimiert, weil viele vor Anschlägen islamischer Extremisten geflohen sind. 1990 waren in dem Land mit heute rund 29 Millionen Einwohnern 1,4 Millionen Christen, heute sind es etwa 200.000.