29. Mai 2022

Rückblick: Weihnachtsbotschaft der einzigen deutschen Bischöfin

Foto: Gerd Altmann / pixelio.de

K O M M E N T A R
 
von Thomas Schneider
 

Als Frau ist sie seit einiger Zeit allein auf bischöflichen Fluren: die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, Ilse Junkermann. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann war bis zur spektakulären Alkoholfahrt ihre Frauen-Stütze im deutschen Bischofsamt.

Um das Frauenquorum im Bischofsamt aufzuwerten, kam das Interview der deutschen Wochenzeitschrift SUPERillu kurz vor Weihnachten wohl gerade zur rechten Zeit. Junkermann steht einer Familienillustrierten mit einem breiten Spektrum Rede und Antwort, die ihren Lesern neben Reisetipps und Ratgeberthemen auch heiße Erotik anbietet.

Junkermann will aber, wie sie sagt, keine „schillernde und öffentlichkeitswirksame Ausstrahlung“ anstreben. Dass der Frauenanteil unter den deutschen Pfarrern bei 33 Prozent läge, nennt die Bischöfin „bemerkenswert“, weil Frauen erst seit 40 Jahren ordiniert würden und Frauen seit 400 Jahren keinen Zugang zum Pfarrerberuf gehabt hätten. In allen Bereichen, wo Frauen unterrepräsentiert seien, würde etwas fehlen und die Anwesenheit von Frauen würde Männer freier machen. Was auch immer die Bischöfin darunter verstehen mag.

Im SUPERillu-Interview sollte sie erklären, wie sie die Leute mit einer 2000 Jahre alten Geschichte hinter dem Ofen und in die Kirchen hineinlocke. Die Weihnachtsgeschichte sei, so Junkermann, „so universal und lebendig ist, dass sie jede Generation immer wieder neu für sich erzählen kann. Wir feiern, dass Gott Mensch geworden ist, als schutzloses Baby. Unter widrigsten Umständen, sein erstes Bett war eine Futterkrippe in einem Stall. Wo würde Jesus heute auf die Welt kommen: in einem Flüchtlingslager, in einer armen Familie, die Hartz-IV bezieht?“ – Warum Gott Mensch geworden ist, verschweigt die führende Kirchenfrau.

Als sie auf ihren Aufruf zur Versöhnung im Hinblick auf ungesühntes DDR-Unrecht angesprochen wird stellt sie klar, dass sie missverstanden worden sei. Gott wolle, dass sich alle miteinander versöhnen. Junkermann: „Wenn es heißt: was will die alte rote Socke hier, warum sitzt der beim Weihnachtsgottesdienst in Reihe eins? Dann bin ich streng und sage: das ist unchristlich.“

Der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Rainer Wagner hält nach einer idea-Meldung der Bischöfin entgegen: „Jedem reuigen Täter werden wir vergeben und unseren menschlichen Respekt erweisen. Aber in SED- und Stasi-Tätern, die sich ohne Erkenntnis ihrer Schuldverflochtenheit in die erste Reihe des Weihnachtsgottesdienstes setzen, oder erneut sich in der Gesellschaft anderweitig nach vorn drängen, sehen wir weniger Christen als Opportunisten.“ Solange es Hauptanliegen der Täter sei, „ihre in der Diktatur erschlichenen Privilegien“ zu sichern, könne man kaum von tätiger Reue sprechen. Die Opfer vermissten heute, so Wagner, auch ein deutliches Wort der Kirche, wenn Politiker behaupteten, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. Die aus der SED hervorgegangene Partei „Die Linke“ dränge an die politischen Schaltstellen; dazu schweige oder beschwichtige die Kirche ebenfalls.

Im Interview äußerte sich Junkermann auch zur Ost-West-Problematik. Der Westen würde nach wie vor erwarten, dass sich der Osten anpasst. Man sei nicht bereit vom Osten zu lernen, so die Bischöfin. Besonders im Bereich regenerativer Energien sei der Osten Vorreiter. Ihr Abschlussstatement klingt dann fast witzig: „Die vielen Windmühlen überall machen mich froh. Ich fühle, wie ich langsam heimisch werde.“

Hinweis in eigener Sache: Es handelt sich um einen privaten Kommentar des Kommunalpolitikers Thomas Schneider und nicht um einen Kommentar von idea.