28. Juli 2021

Evangelischer Theologe Schorlemmer fordert Meisners Rücktritt

Quelle: medrum.de

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Kölner Kardinal leidet angeblich an „theologischer Demenz“, weil er die Selektion und Tötung von Embryonen kompromißlos ablehnt
 

(MEDRUM) Nicht gerade zimperlich äußerte sich der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer in der Kontroverse um die Präimplantationsdiagnostik (PID). Kardinal Meisner leide an theologischer „Demenz“ und solle zurücktreten, meinte Schorlemmer im Radiosender MDR Info.

Meisner: Kein Mittelweg bei der PID

Kardinal Meisner übte in seiner Predigt zum „Tag der unschuldigen Kinder“ im Kölner Dom nachdrücklich Kritik an der PID. „Die PID zieht immer Selektion und Tötung nach sich“, erklärte Meisner und wies zum Vergleich auf die Kindermorde von König Herodes hin, bei denen ebenfalls Kinder selektiert worden seien. Meisner weiter: „Es kann nicht göttlich sein, zu töten. Es kann nicht göttlich sein, zu selektieren. Es kann nicht göttlich sein, Angst triumphieren zu lassen.“ Bei der PID gebe es keinen Mittelweg.

Theologe und Attac-Mitglied Schorlemmer verurteilt Meisner

Gegen diese Auffassung zog der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer zu Felde. Ein Mann, der so argumentiere, sollte sich aus dem Amt zurückziehen“, meinte Schorlemmer. und warf dem Kölner Kardinal „theologische Demenz“ vor. Schorlemmer war bis 2007 Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. Er gehörte zu jenen Bürgern der ehemaligen DDR, die sich 1989 gegen eine deutsche Wiedervereinigung aussprachen. Seit 2009 gehört Schorlemmer dem Anti-Globalisierungsnetzwerk „attac“ an.

Ursula Heinen (CDU): Meisner verkennt Notlage

Meisner wurde auch von der CDU-Politikerin Ursula Heinen kritisiert. Er verkenne die Notlage von Eltern, die bereits Fehl- oder Totgeburten erlitten haben, erklärte Heinen, Parlamentarische Staatsekretärin aus dem Berliner Umweltministerium, dem Kölner Stadtanzeiger. Heinen gehört zu den CDU-Mitgliedern, die sich auf dem Bundesparteitag der CDU mit ihrer Unterstützung der PID nicht durchsetzen konnten. Wie MEDRUM berichtete, hatte sich die CDU nach langer und intensiver Debatte auf ihrem Parteitag in Karlsruhe mehrheitlich für ein Verbot der PID ausgesprochen. Zur Mehrheit der CDU-Parlamentarier gehört auch der Europaabgeordnete Martin Kastler (CSU), Vizepräsident der Intergruppe Bioethik im Europaparlament, der sich nachdrücklich gegen eine Zulassung der PID gewandt hat (MEDRUM berichtete).

Volker Beck lehnt PID wie Meisner kompromißlos ab

Zu den Gegnern der PID gehört auch der Grünen-Politiker Volker Beck. Auch er lehnt die PID kompromißlos ab. Der Menschenrechtssprecher der Grünen ist der Auffassung, daß nur ein Verbot der PID Lebensrecht und Menschenwürde umfassend schützen kann. Beck dazu: „Auch eine nur begrenzte Zulassung der PID unterwirft menschliches Leben Erwägungen über lebenswertes und lebensunwertes Leben. Dies macht menschliches Leben zum Objekt von Entscheidungen, die meines Erachtens niemandem zustehen.“

Mehrheit für „Stoppt PID“ gesucht

Gerade die Position von Volker Beck in der PID-Frage zeigt, daß die Unterscheidung der Geister quer durch die politischen Parteien geht und es keine festgefügten Blöcke gibt. Deshalb kann die Initiative „Stoppt PID“, die für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) eintritt (MEDRUM berichtete), auf Mehrheiten unabhängig von Parteizugehörigkeiten hoffen.

In MEDRUM besteht die Möglichkeit, die Forderungen der Initiative „online“ zu unterstützen: „Stoppt PID“.

Copyright: www.medrum.de, Erstveröffentlichung 30.12.10, URL: http://www.medrum.de/node/7454