29. Juni 2022

Evangelische Privatschulen wachsen weiter

Quelle: idea.de

Der Generalsekretär der Vereinigung Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS), Berthold Meier. Foto: PR

Wetzlar (idea) – Der Zulauf zu evangelischen Privatschulen – sowohl evangelikalen wie auch kirchlichen – setzt sich fort. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.
 

Die Schülerzahl der 92 evangelikal geprägten Privatschulen stieg gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 31.042. Etwa die Hälfte der Schulen konnte Zuwächse verbuchen, bei einem Drittel blieb die Schülerzahl stabil, bei zehn Schulen nahm sie ab. Zwei Einrichtungen haben mehr als 1.500 Schüler: die Freie evangelische Bekenntnisschule Bremen und die August-Hermann-Francke-Schule Detmold. Mit der Freien Christlichen Schule Druhwald (Bispingen, Lüneburger Heide) und der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Schwäbisch Gmünd kamen zwei neue evangelikale Bildungseinrichtungen hinzu. Die 31.000 Kinder und Jugendlichen an den evangelikal ausgerichteten Privatschulen machen etwa 0,35 Prozent der gesamten Schülerschaft an allgemeinbildenden Schulen aus (8,9 Millionen).

Schulen werden ausgebaut

Der Generalsekretär der Vereinigung Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS), Berthold Meier (Frankfurt am Main), sagte gegenüber idea, die meisten christlichen Schulen genössen bei Eltern und Schülern einen guten Ruf, so dass die Nachfrage weiter wachse. Zunehmend würden bestehende Grundschulen um Realschulen und Gymnasien erweitert. Kennzeichen der Bekenntnisschulen sei die Vermittlung von Werten durch Lehrer, die bekennende Christen sind, weniger Gewalt sowie eine bessere individuelle Förderung der Kinder. Meier zufolge stellt der Lehrermangel einige christliche Schulen vor große Probleme. Der Staat werbe dort zunehmend Lehrer ab. Problematisch sei auch, dass mehrere Bundesländer Kürzungen der Zuschüsse für Privatschulen planen. Bisher übernimmt der Staat nach einer Anlaufphase von drei Jahren zwischen 50 und 90 Prozent der Kosten von Privatschulen. Laut Meier wird die Privatschulfreiheit durch die Gesetzgebung der Bundesländer zunehmend ausgehöhlt. So werde in einigen Bundesländern der Ausbau von Privatschulen durch erhöhte Anforderungen erschwert, etwa wenn ein Gymnasium in jedem Jahrgang drei Parallelklassen aufweisen muss. Die VEBS vertritt derzeit 40 Evangelische Bekenntnisschulen.

Gründungsboom hält an

Auch die Zahl der evangelischen Schulen in kirchlicher Trägerschaft nimmt weiter zu. „Der Gründungsboom hält an“, sagt Jörg Schulz, Referent für Schulentwicklung der Evangelischen Schulstiftung in der EKD. Im vergangenen Jahr seien zwölf evangelische Schulen entstanden, 2010 seien es bereits 15. „Eltern wissen genau, dass sich evangelische Schulen durch Werteorientierung auszeichnen“, so Schulz. In den letzen Jahren wurden besonders im Osten Deutschlands zahlreiche Einrichtungen gegründet. Nach Angaben der Evangelischen Schulstiftung werden die 538 Evangelischen Privatschulen von 115.392 Schülern (1,3 Prozent der gesamten Schülerschaft) besucht. Unter den Schulen in freier Trägerschaft bilden die 708 katholischen die größte Gruppe. Sie werden von 320.000 Schülern (3,6 Prozent) besucht.

Schweiz: 17 evangelikale Privatschulen

Im deutschsprachigen Teil der Schweiz besuchen über 800 Kinder und Jugendliche die 17 evangelikal geprägten Privatschulen. Die Gründung ist dort wesentlich schwieriger, da der Staat sich nicht an den Kosten beteiligt. Neun Schulen, die zusammen rund 550 Heranwachsende unterrichten, haben sich in der im November 2009 gegründeten Initiative für Christliche Bildung (ICB) zusammengeschlossen. Präsident ist David Schneider, Geschäftsführer der mit 210 Schülern größten Mitgliedsschule, der Schulalternative Zürich in Winterthur. Auch an den christlichen Privatschulen in der Schweiz seien die Schülerzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, sagte Schneider gegenüber idea.