25. Januar 2022

Christliche Darlehengeber verlieren ihr Geld

Quelle: idea.de

Andreas Ringstmeier: Missionar Traxel ist mit Geschäftsmodell gescheitert.

Köln (idea)e – Russlanddeutsche Baptisten, die der Firma eines Missionars Geld in Millionenhöhe geliehen haben, werden ihre Darlehen wohl nicht zurückbekommen.
 

Nach der vor kurzem beantragten Insolvenz gebe es nicht genügend Geld, um die Beträge zurückzuzahlen, sagte der Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier am 1. Oktober in Köln vor Journalisten. Der Missionar und Geschäftsmann Paul Traxel hatte im vergangenen Jahr zwei Firmen gegründet, darunter die TXL Business Academy. Ziel war es, in den Devisenhandel einzusteigen. Ein Teil der Gewinne sollte in die Mission fließen. Für sein Geschäftsmodell warb er in Gemeinden um sogenannte Nachrangdarlehen – sie werden im Falle einer Insolvenz erst als letzte bedient. Die Darlehensgeber bekamen im Gegenzug Arbeitsverträge angeboten. Die Vergütung richtete sich nach der Höhe der geliehenen Summe. Insgesamt wurden auch mit Hilfe von Pastoren etwa 15 Millionen Euro an Darlehen eingeworben; etwa ein Drittel floss direkt an die TXL Business Academy. Der Rest ging an die noch existierende Schwestergesellschaft TXL Capital Management GmbH. Im August wurde die Insolvenz für die TXL Business Academy angemeldet. Die über 750 Personen, die mit ihr ein Arbeitsverhältnis eingegangen waren, wurden gekündigt. Laut Ringstmeier reicht das Kapital der Gesellschaft höchstwahrscheinlich nicht aus, um die Nachrangdarlehen zurückzahlen zu können. Zudem sei das übriggebliebene Geld – eine siebenstellige Summe – derzeit im Ausland „eingefroren“.

Ein „einzigartiger Fall“

Ringstmeier sprach von einem einzigartigen Fall. Die Darlehen seien wohl nur in einem „sehr eingeschränkten Maße“ in den Devisenhandel investiert worden. Traxel habe dies mit Problemen bei der Zusammenarbeit mit den deutschen Banken begründet. Mehrere Finanzinstitute hatten die Geschäftsbeziehungen ohne Angaben von Gründen beendet. Nach Ansicht von Ringstmeier hätte das Geschäftsmodell ohnehin keinen nachhaltigen Bestand haben können. Es müsse als gescheitert betrachtet werden. Die Gehaltskosten hätten zuletzt im Juni bei 1,3 Millionen Euro gelegen. Die TXL habe den Darlehensgebern hohe Renditeversprechen gemacht, die am aktuellen Devisenmarkt nicht nachhaltig erwirtschaftet werden könnten. Zudem hätten die Gewinne aus diesen Geschäften so hoch sein müssen, dass davon neben den vereinbarten Zinsen von zehn Prozent pro Jahr auch die Gehälter und Betriebskosten hätten gedeckt werden können. „Stattdessen hat die Gesellschaft nur Verluste erwirtschaft“, sagte Ringstmeier.

Bisher meldete sich nur ein Betroffener

Verwundert zeigte sich der Insolvenzverwalter darüber, dass sich bisher lediglich ein Betroffener bei ihm gemeldet habe. Die ehemaligen Angestellten haben nun die Möglichkeit, bei der Bundesagentur für Arbeit in Bonn Insolvenzgeld zu beantragen. In jedem Einzelfall wird dabei geprüft, ob die Angestellten tatsächlich für das Unternehmen gearbeitet haben oder nur Scheinverträge geschlossen hatten. Das Insolvenzgeld beläuft sich auf die letzten drei Monatsgehälter. Gegen Traxel läuft bei der Staatsanwaltschaft Bonn ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts. Der 51-Jähre ist Mitbegründer des „Internationalen Centrums für Weltmission“ (heute: To all nations) in Bornheim bei Bonn.