24. September 2021

„Reifwerden für ein ewiges Leben“

Quelle: idea.de

Wie Christen die Krise in der Lebensmitte bewältigen können.

Reichelsheim (idea) – Warum machen viele Menschen – auch Christen – in der Lebensmitte eine große Krise durch und wie kann man damit umgehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Zeitschrift „Salzkorn“ der ökumenischen Kommunität „Offensive Junger Christen“ (Reichelsheim/Odenwald).
 

Wie Pastor Klaus Sperr schreibt, besteht die Gefahr jenseits des 40. Lebensjahres darin, dass man Alterung und abnehmende Leistungsfähigkeit überspiele. „Gas geben, statt Innehalten“ laute dann das Motto. Um die Spannung der ersten Lebenshälfte halten zu können, suche man nach neuen Reizen. „Männer fangen wieder an zu spielen: nicht mehr mit Lego, sondern an der Börse. Sie beginnen wieder mit dem Erobern: eine neue Liebe, eine junge Freundin.“ Um Herr der Lage zu bleiben, müsse der Einsatz ständig erhöht werden. „Ich hab´s doch noch drauf“ laute die Bestätigungsformel. Auch bei Frauen und Frommen sei dieses Muster zu beobachten. Sperr: „In 20 Jahren Gemeindearbeit habe ich kaum erlebt, dass jemand sein Älterwerden als etwas Erstrebenswertes empfand. Klar, alle schwärmen vom Himmel – aber so richtig will da offensichtlich niemand hin.“ Der Theologe hält es für eine Lebenslüge, wenn man meine, sich immer auf dem aufsteigenden Ast zu befinden. Dahinter verberge sich auch eine Anklage gegen Gott: „Denn wer sich mit seinem jeweiligen Lebensalter nicht anfreunden will, lebt in Zerrissenheit und Entfremdung von sich und seinem Schöpfer.“

„Mütter und Väter in Christus“ werden

Sperr ermuntert Christen, die zweite Lebenshälfte als Phase der Vertiefung zu begreifen und die nächste Generation bei ihrer Entfaltung zu unterstützen. Schon der Apostel Paulus habe gewusst, was die Gesellschaft dringend brauche und suche: „Mütter und Väter in Christus. Gewährsleute dafür, dass es im Leben auf nichts mehr ankommt, als auf tiefes, eigenständiges Gottvertrauen in allen Lebenslagen.“ Zwar nehme die Leistungsfähigkeit im zweiten Lebensabschnitt ab, dafür vollende sich der Charakter. Nach den Worten des Pastors bringt der „Nachmittag des Lebens“ einen weiteren wesentlichen Wandel: „Dient die erste Lebenshälfte primär dem Reifwerden für das zeitliche Leben, so dient die zweite Lebenshälfte dem Reifwerden für ein ewiges Leben.“ Sperr beschließt seinen Beitrag mit einem Bild aus dem Straßenverkehr: „Die Haarnadelkurve der Lebensmitte ist eine gute Übungsstrecke. Da wird die Midlife Crisis zur Kunst, die Kurve zu bekommen.“