25. Oktober 2021

Nordkorea: Inhaftierter US-amerikanischer Christ ist frei

Quelle: idea.de

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter erreicht die Freilassung des Lehrers Aijalon Mahli Gomes aus der Lagerhaft. Foto: PR

Pjöngjang/Atlanta (idea) – Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat die Freilassung eines amerikanischen Christen aus nordkoreanischer Lagerhaft erreicht. Der 85-jährige Baptist war am 25. August mit seiner Frau Rosalynn in privater Mission in das kommunistisch regierte Land gereist.
 

Am 27. August konnten sie Nordkorea mit dem 31-jährigen Lehrer Aijalon Mahli Gomes in einem Privatflugzeug verlassen. Gomes kehrt nach Boston (Bundesstaat Massachusetts) zurück, wo er von seiner Mutter und Familienangehörigen erwartet wird. Das teilte das Carter-Zentrum in Atlanta (Bundesstaat Georgia) mit. Der nordkoreanische Alleinherrscher Kim Jong-Il habe Gomes Amnestie gewährt. Nach Angaben der zentralen Nachrichtenagentur Nordkoreas hatte Carter gebeten, Gomes „nachsichtig zu vergeben“. Dieser war am 25. Januar an der Grenze zur Volksrepublik China festgenommen worden. Was ihn zum Grenzübertritt bewegte, ist nicht bekannt. Er wurde der illegalen Einreise sowie „feindlicher Handlungen“ gegen Nordkorea angeklagt und im April zu acht Jahren Zwangsarbeit und einer Geldstrafe von umgerechnet 550.000 Euro verurteilt. Nach Angaben nordkoreanischer Medien hat er im Juli in der Haft versucht, sich das Leben zu nehmen. Gomes arbeitete vor seiner Verhaftung als Englischlehrer nahe der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Kollegen beschreiben ihn als einen frommen Christen. In Seoul nahm er an Demonstrationen zur Freilassung des US-Amerikaners Robert Park aus nordkoreanischer Haft teil. Dieser war am ersten Weihnachtstag 2009 festgenommen worden, als er die Grenze zu Nordkorea überquerte und dabei Bibelworte rezitierte. Er kam nach zwei Monaten frei, nachdem er seine Tat „gestanden und aufrichtig bereut“ habe, so nordkoreanische Medien.

Schlimmste Christenverfolgung

Gomes ist der vierte US-Amerikaner, der seit 2009 in Nordkorea verhaftet wurde. Die Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee wurden im März festgenommen und zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt, kamen aber frei, nachdem der frühere US-Präsident Bill Clinton mit Kim Jong-Il in Pjöngjang gesprochen hatte. Nordkorea gilt als das Land mit der schlimmsten Christenverfolgung. Schon der Besitz einer Bibel wird nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mit der Todesstrafe geahndet. Nach Schätzungen werden bis zu 70.000 Christen in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten. Von den 23,6 Millionen Einwohnern sind offiziellen Angaben zufolge etwa 12.000 Christen, die zu vier staatlich anerkannten Kirchengemeinden gehören. Mindestens 200.000 versammeln sich im Untergrund.