25. Oktober 2021

Afghanistan: Anschlag auf christliche Helfer war kein Raubmord

Quelle: idea.de

IAM-Direktor Dirk R. Frans geht davon aus, dass es sich um einen „opportunistischen Angriff einer Gruppe auswärtiger Kämpfer“ gehandelt habe. Foto: PR

Kabul (idea) – Die Tötung von zehn Mitarbeitern einer christlichen Hilfsorganisation in Afghanistan war kein Raubmord. Zu diesem Ergebnis ist die Organisation International Assistance Mission (IAM) gelangt, zu der die Opfer gehörten.
 

Man gehe aufgrund eigener Nachforschungen jetzt davon aus, dass es sich um einen „opportunistischen Angriff einer Gruppe auswärtiger Kämpfer“ gehandelt habe, teilte IAM-Direktor Dirk R. Frans (Kabul) am 12. August mit. Bei dem Überfall auf das medizinische Team am 5. August in Nordwest-Afghanistan hatten bewaffnete Männer sechs US-Amerikaner, zwei Afghanen, eine Deutsche und eine Engländerin erschossen. Unter den Ermordeten war die 35-jährige deutsche Dolmetscherin Daniela Beyer aus Chemnitz. Nur ein Afghane, der Koran-Verse deklamierte, wurde verschont. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Sie begründeten die Bluttat damit, dass die IAM-Mitarbeiter christliche Missionare und Spione gewesen seien. Das wies die Organisation zurück. Da wertvolle Gegenstände, etwa Handys, fehlten, war auch die Möglichkeit eines Raubmords von der IAM sowie Medien und einzelnen Organisationen, etwa der Deutschen Evangelischen Allianz, erwähnt worden. Die IAM wartet, wie Frans schreibt, jetzt auf die Ergebnisse der Ermittlungen der staatlichen afghanischen Sicherheitsorgane.

Kamen die Täter aus Pakistan?

Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin Focus (München) berichtet, dass eine erste Spur aufgetaucht sein. Es gebe Hinweise, dass die Täter aus dem benachbarten Pakistan kamen. Auch dort operieren die Taliban. Der Überlebende des Überfalls, ein Mann namens Safiulla, habe ausgesagt, dass der Anführer ein Pakistani gewesen sei. Dies habe die Nachrichtenagentur AP aus Ermittlerkreisen in Kabul erfahren. Das IAM-Team hatte im Parun-Tal (Provinz Nuristan) vor allem Mütter und Kinder medizinisch untersucht und behandelt. Dort leben etwa 50.000 Menschen ohne ausreichende Gesundheitsversorgung. Die Entwicklungshelfer waren auf dem Rückweg durch die Provinz Badachschan. Am 5. August wurden ihre Leichen in der Nähe ihrer Fahrzeuge erschossen aufgefunden. IAM ist seit 44 Jahren in Afghanistan mit staatlicher Genehmigung tätig und verzichtet nach eigenen Angaben auf jegliche Missionierung.