18. Mai 2022

Umstrittener Beitrag über Evangelikale aus Schulbuch gestrichen

Quelle: idea.de

Bayerisches Kultusministerium hatte Anstoß an einseitiger Darstellung genommen.

Berlin (idea) – Nach Kritik des bayerischen Kultusministeriums hat der Cornelsen-Verlag (Berlin) ein umstrittenes Kapitel über Evangelikale in seinem Englischbuch „Context 21“ gestrichen und durch einen anderen Beitrag ersetzt.
 

Das teilte der Verlag am 2. Juli auf idea-Anfrage mit. Das Ministerium hatte Ende Juni mitgeteilt, dass ein Artikel über evangelikale Christen in den USA so nicht erscheinen darf. In dem Kapitel „Fundamentalismus in Amerika“ behauptete die Atheistin und Journalistin Susan Jacoby, dass „ein unbestreitbarer, starker Zusammenhang zwischen religiösem Fundamentalismus und einer fehlenden Bildung“ besteht. Nach Ansicht des Ministeriums stimmt der Beitrag „teilweise nicht mit den in Artikel 131 der Bayerischen Verfassung formulierten Obersten Bildungszielen“ überein. Darin heißt es: „Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen …“ Das Englischbuch sei problematisch, weil es das religiöse Leben in den USA einseitig darstelle und interpretiere. Anstelle des beanstandeten Beitrags finden sich nun Texte über die protestantischen Puritaner, die im 17. Jahrhundert von England in die USA auswanderten, sowie ein Auszug aus einem Artikel von Barack Obama zur Trennung von Staat und Kirche. In einem dritten Beitrag behandelt der Theologe Timothy Beal (Cleveland/US-Bundesstaat Ohio) die Unterschiede zwischen konservativen und liberalen Christen in seiner Heimat.

Überarbeitungen sind nicht ungewöhnlich

Wie der Cornelsen-Verlag und das Ministerium nun mitteilten, sei das Buch in der neuen Fassung zugelassen. Gleichwohl halte der Verlag auch den Beitrag von Jacoby für „gut geeignet“, die kritische Auseinandersetzung von Oberschülern mit dem Thema Religion in den USA zu fördern, so Cornelsen-Pressesprecherin Irina Pächnatz gegenüber idea. „Wenn aber das bayerische Kultusministerium das anders sieht und inhaltlich beanstandet, sind wir gerne bereit, hier einen geeigneten Ersatz zu liefern.“ Überarbeitungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens kämen immer wieder vor.