28. Mai 2022

Überzogen? Bronzetafel für ermordete Ägypterin in Dresden

Eingang zum Landgericht Dresden - Foto: Screenshot

K O M M E N T A R
von Thomas Schneider
 

Ja, es war eine schreckliche Bluttat am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden. Ja, es war ein bestialischer Mord, der an der 31jährigen schwangeren Akademikerin Marwa El-Sherbini geschehen ist. 16 Mal stach der Russlanddeutsche Alex Wiens auf die wehrlose Frau und werdende Mutter ein, nur weil sie gegen ihn in einem Verfahren wegen Beleidigung ausgesagt hatte.

Märtyrerin
Erinnern wir uns: Nach der Ermordung der Frau rufen Islamisten zu Racheakten gegen Deutschland auf. Im Internet schlossen sich Tausende auf Facebook zu Gruppen zusammen, um ihren „Kampf für Gerechtigkeit“ anzuheizen. Der ägyptische Pharmaverband rief gar zu einem Boykott von deutschen Arzneimitteln auf. Es gab Proteste gegen Deutschland im Iran und Ägypten, der Heimat des Opfers. Nach Presseberichten hätten während der Beerdigung der Toten mehrere der über tausend Trauergäste gerufen: „Nieder mit Deutschland!“ und „Wir wollen Vergeltung!“. Bis heute wird von islamischer Seite behauptet, dass der deutsche Rechtsstaat die Muslima vor dem Extremisten nicht geschützt hätte. Und so drohten Islamisten im Internet: „Das Blut unserer Schwester Marwa wird nicht umsonst geflossen sein“. Die Muslima wird in ihrer Heimat als Märtyrerin gefeiert, die Opfer islamfeindlicher Propaganda geworden sei.

Wer gedenkt der ermordeten Christen?
Dass mehrere hundert Menschen in Dresden der ermordeten Marwa El-Sherbini mit einer Schweigeminute gedachten, ist völlig akzeptabel. Dass aber im Dresdner Landgericht zum Jahrestag der Tat eine Bronzetafel enthüllt wurde, halte ich für überzogen. Wer gedenkt der vielen Christen in islamischen Staaten, die dort um ihres Glaubens willen getötet wurden? Wer empört sich dort von den Regierenden gegen dieses himmelschreiende Unrecht? Wie viele Kilometer kämen wohl zusammen, wenn Bronzetafeln für alle ermordeten Christen gegossen und aneinandergereiht würden?

Iran Platz 2, Ägypten Platz 20
Immer wieder benennen Menschenrechtsorganisationen wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) Menschenrechtsverletzungen in islamischen und kommunistischen Ländern. Das Hilfswerk Open Doors schätzt, dass weltweit rund 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Der jährlich von Open Doors veröffentlichte Weltverfolgungs-
index ist eine Aufstellung von 50 Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt oder benachteiligt werden. Im Weltverfolgungsindex 2010 nimmt Iran Platz 2 und Ägypten Platz 20 ein. Gerade deshalb steht außer Frage: Jeder gewalttätige Angriff auf einen Menschen muss verurteilt werden. Auch der an der Ägypterin im Landgericht Dresden im vergangenen Jahr. Doch für einen Mord an einer Einzelperson kann nicht ein ganzes Land des Rassismus bezichtigt und schuldig gesprochen werden.

Hinweis in eigener Sache: Es handelt sich um einen privaten Kommentar des Kommunalpolitikers Thomas Schneider und nicht um einen Kommentar von idea.