2. Dezember 2021

TV-Nachrichten: Evangelische Kirche kommt immer weniger vor

Quelle: idea.de

Medientenor: Ihr Anteil an Berichten über Religiöses auf 12 Prozent gesunken.

Zürich (idea) – Die evangelische Kirche spielt in den Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Sender eine immer geringere Rolle. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Medienforschungsinstituts Media Tenor (Zürich).
 

Seit dem Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin sei die Aufmerksamkeit für die evangelische Kirche in den Nachrichten von ARD und ZDF kontinuierlich zurückgegangen. Lag ihr Anteil an allen Berichten über religiöse Organisationen damals bei 32 Prozent, beträgt er in diesem Jahr 12,2 Prozent. Die katholische Kirche bekam dagegen in den vergangenen Jahren deutlich mehr Aufmerksamkeit: Ihr Nachrichtenanteil an der Berichterstattung über Religiöses stieg von 41,9 (2006) auf zuletzt 69,3 Prozent. Auch über andere Religionsgemeinschaften wie den Islam sei in den vergangenen fünf Jahren intensiver berichtet worden als über die evangelische Kirche, hieß es. Während die Protestanten vor allem im Zusammenhang mit politischen Themen wie der Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und der Diskussion um Hartz IV wahrgenommen werden, bestimmen bei den Katholiken Skandale und Fehltritte das Bild der Berichterstattung. Laut dem Institut hat die katholische Kirche nach der anfänglichen Papst-Euphorie 2005 unter einem dramatischen Ansehensverlust zu leiden. Als Gründe wurden unter anderem der Eklat um die Piusbruderschaft um den Holocaust-Leugner Richard Williamson sowie der Missbrauchsskandal genannt. Aber auch bei der evangelischen Kirche brachen nach der Alkoholfahrt und dem Rücktritt von Margot Käßmann als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende die Werte ein. Für die Studie wurden 9.947 Berichte in Tagesschau, Tagesthemen, heute und heute journal ausgewertet, die zwischen dem 1. Januar 2001 und 30. April 2010 ausgestrahlt wurden.