2. Dezember 2021

Pfingsten heute: Von Ölpest, Hedgefonds und Religionen

Quelle: idea.de

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July: Die biblische Botschaft ist aktuell.

Stuttgart/Darmstadt/Kassel (idea) – Die Bedeutung der biblischen Pfingstbotschaft für aktuelle gesellschaftliche Probleme haben Leiter evangelischer Landeskirchen herausgestellt. „Mir kommt es so vor, als ob wir die Bitten ‚Komm heiliger Geist’ und ‚Erneure das Antlitz der Erde’ selten so nötig gehabt haben wie heute“, sagte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) am 24. Mai in seiner Predigt in der Stuttgarter Stiftskirche.
 

Diese Bitten könne man auf die Ölpest beziehen, „die vor Amerikas Küsten manchen ökologischen oder ökonomischen Traum verseuche“, oder auf die „mit Füssen getretenen Menschenrechte in so vielen Ländern der Welt“ oder auf „das unverantwortliche Spekulieren von Hedgefonds auf Kosten so vieler Menschen“. Das Verlangen nach dem Heiligen Geist und der Erneuerung der Erde sei kein Ruf weltfremder Spiritualisten, „sondern der scharfe Blick der globalisierten Kirche“.

Vielfalt erhalten und Gemeinsames finden

Die Leiter der beiden hessischen Landeskirchen heben in ihren Botschaften ebenfalls die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Gesellschaft hervor. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt), sagte im Blick auf das biblische Ereignis der Ausgießung des Heiligen Geistes, damals hätten sich „viele Menschen mit ganz verschiedener Herkunft, Kultur und Sprache“ plötzlich verstanden. „Von diesem Geist braucht die Welt derzeit an vielen Stellen etwas“, so Jung. Diese Pfingsterfahrung könne ein Modell für drängende Fragen der Gegenwart sein: „Man muss Menschen nicht gleich machen, damit sie miteinander auskommen.“ Christen auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in München hätten geistliche Einheit in verschiedenen Formen und Konfessionen gelebt. Die Welt brauche Mut machende Pfingstgeschichten: „Es kann gelingen, die Vielfalt der Menschen und Kulturen zu erhalten und zugleich Gemeinsamkeiten zu finden.“

Gottes Geist wirkt Verständigung der Religionen

Auch für den Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Martin Hein (Kassel), ist Pfingsten ein Fest für die gesamte Welt. Dass Gottes Geist wirke, werde in diesen Tagen auch an der Verständigung der Religionen sichtbar. Hein verwies dazu auf den Runden Tisch der Religionen, der sich beim Ökumenischen Kirchentag für neues Vertrauen im Verhältnis zueinander ausgesprochen hatte. In dem Gremium arbeiten führende Repräsentanten von Protestanten, Katholiken, Orthodoxen, Muslimen, Juden, Baha’i und Buddhisten mit. Sie hatten das Recht auf Religions-, Glaubens- und Gewissensfreiheit unterstrichen.