6. Dezember 2021

Missbrauchsopfer wendet sich an die Kirche

Quelle: idea.de

49-Jährige: Ein Küster verging sich in meiner Kindheit an mir.

Kassel/Gelnhausen (idea) – Ein erster sexueller Missbrauchsfall ist in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck bekannt geworden. Eine heute 49-jährige Frau schrieb dem Landeskirchenamt in Kassel, dass sie 1971 als Zehnjährige vom Küster in Gelnhausen-Meerholz im Glockenturm sexuell missbraucht worden sei.
 

Seither leide sie unter Panikattacken und Alpträumen. Zudem stottere sie und befinde sich in psychiatrischer Behandlung. Durch den Vorfall sei sie „nahezu bindungsunfähig“ geworden, so die Frau. Auch ihre Misserfolge in Schule und Beruf seien eine Folge des Missbrauchs. Unmittelbar nach dem Vorfall habe sie sich ihrer Mutter offenbart, die den Pfarrer informierte und Strafanzeige gestellt habe. Tatsächlich sei der Küster zwei Tage nach der Tat entlassen, später verhaftet und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der Pressesprecher der Kirche, Karl Waldeck, hat der Frau inzwischen geantwortet und den Vorfall bedauert: „Sie haben unser tief empfundenes Mitgefühl.“ Er hat ihr auch ein Gespräch mit einer Pfarrerin vermittelt, die über eine spezielle psychologische Ausbildung verfügt. Zudem forsche die Kirche nach Zeitzeugen, um möglicherweise Hinweise auf weitere Opfer zu erhalten. Der inzwischen verstorbene Küster war von 1961 bis 1971 als Halbtagskraft in Meerholz tätig.