30. Juni 2022

Käßmann tritt von kirchlichen Ämtern zurück

Quelle: idea.de

Die EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischöfin Margot Käßmann kündigt eine Erklärung an. Foto: Monika Lawrenz/LVH

Hannover (idea) – Margot Käßmann tritt von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin zurück. Medienberichten zufolge will die 51-jährige Theologin ihre Entscheidung am Nachmittag des 24. Februar im EKD-Kirchenamt in Hannover bekanntgeben.
 

Anlass für ihren Schritt sind die Folgen ihrer alkoholisierten Autofahrt, bei der sie am späten Abend des 20. Februars in Hannover eine rote Ampel missachtet hatte und von der Polizei überprüft wurde. Die Blutprobe ergab einen Alkoholpegel von 1,54 Promille. Sie musste ihren Führerschein abgeben, weil sie fahruntüchtig war. Ihr droht ein Strafverfahren mit einer Geldstrafe oder Gefängnis von bis zu einem Jahr. Damit wäre sie vorbestraft. Käßmann zeigte sich reumütig: „Ich bin tief erschrocken, dass ich so einen schlimmen Fehler gemacht habe. Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist.“ Den rechtlichen Konsequenzen werde sie sich stellen. Käßmann stand seit 1999 an der Spitze der mit knapp drei Millionen Mitgliedern größten deutschen Landeskirche. Ende Oktober wurde sie als Nachfolgerin von Bischof i.R. Wolfgang Huber (Berlin) zur Vorsitzenden des Rates der EKD gewählt. Das 14-köpfige Leitungsgremium repräsentiert 24,5 Millionen landeskirchliche Protestanten.

Rat sprach ihr das Vertrauen aus

Ein Rücktritt vom Ratsvorsitz wäre einmalig in der 65-jährigen Geschichte der EKD. Einen Tag zuvor hatte sich die Leitung der hannoverschen Landeskirche noch solidarisch mit der Landesbischöfin erklärt. Der Rat der EKD sprach ihr in einer Telefonkonferenz einmütig das Vertrauen aus. Beide Gremien überließen Käßmann gleichzeitig die Entscheidung über ihren künftigen Weg. Auf der nächsten regulären Ratssitzung, die für den 26. und 27. Februar in Tutzing bei München angesetzt ist, sollte eine abschließende Bewertung vorgenommen werden.

Steile kirchliche Karriere

Mit ihrem Rücktritt endet abrupt eine steile kirchliche Karriere. Margot Käßmann, am 3. Juni 1958 in Marburg (Lahn) geboren, studierte Theologie in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg. Als Jugenddelegierte nahm sie 1983 Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Vancouver (Kanada) teil, auf der sie als jüngstes Mitglied in den Zentralausschuss gewählt wurde. 2002 trat sie aus dem Gremium aus, weil der ÖRK aus Rücksicht auf die orthodoxen Kirchen auf ökumenische Gottesdienste verzichtete. Von 1991 bis 1998 war sie Mitglied des ÖRK-Exekutivausschusses. Ihre Laufbahn als evangelische Geistliche begann 1983 als Vikarin in Wolfhagen bei Kassel; 1985 wurde sie als Pfarrerin ordiniert. Bis 1990 nahm sie mit ihrem Mann Eckhard Käßmann eine Pfarrstelle in Nordhessen wahr. Anschließend wurde sie Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der kurhessen-waldeckischen Kirche. Von 1992 bis 1994 war sie Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Bis zur Wahl zur hannoverschen Landesbischöfin im Jahr 1999 amtierte sie als Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Frau Käßmann ist Mutter von vier Töchtern. Im Jahr 2007 ließ sie sich nach 26-jähriger Ehe scheiden.

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