3. Dezember 2021

Freikirchen verlieren in neuen Bundesländern einige Mitglieder

Quelle: idea.de

Nur der Bund Freier evangelischer Gemeinden verzeichnet insgesamt eine positive Entwicklung. Das Bild zeigt die FeG in Dresden. Foto: PR

Wetzlar (idea) – Gegen leicht sinkende Mitgliederzahlen kämpfen viele freikirchliche Gemeinden in den neuen Bundesländern. Doch es gibt auch Ausnahmen: Der dort bisher nur schwach vertretene Bund Freier evangelischer Gemeinden verzeichnet insgesamt eine positive Entwicklung. Das ist das Ergebnis einer idea-Umfrage unter den fünf größten der 14 in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) zusammengeschlossenen Gemeindebünde.
 

So sank die Zahl der Gemeinden in der größten deutschen Freikirche – dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) – in den letzten zehn Jahren im Osten um 29 auf 204; gleichzeitig ging die Zahl der Mitglieder leicht um 129 auf 14.720 zurück. „Vor allem kleine Gemeinden haben stark zu kämpfen“, sagte dazu der für die neuen Bundesländer zuständige Referent im Dienstbereich Mission der Freikirche, Pastor Helmut Gohr (Klink bei Waren/Müritz). Man spüre die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Immer mehr kleine Gemeinden könnten sich keinen hauptamtlichen Pastor leisten. Nötig seien oft ein Zusammengehen mit anderen Gemeinden – auch über Kirchengrenzen hinweg.

Drei Freikirchen bilden eine Gemeinde

Gohr führte ein Beispiel aus dem im sächsischen Mittweida an, wo sich eine Brüdergemeinde, eine Gemeinde des Bundes Freier evangelischer Gemeinden und eine Baptistengemeinde zusammengeschlossen hätten und mit dem örtlichen CVJM kooperierten. Das Gemeindeleben habe auf diese Weise an Attraktivität gewonnen. Eine Folge: Der Gottesdienst zähle heute deutlich mehr Besucher als Mitglieder (50). Eine Aufwärtsentwicklung zeige sich auch in Aschersleben (Sachsen-Anhalt). Nach der friedlichen Revolution gab es die Gemeinde nur noch auf dem Papier. Ein Missionar der Südlichen Baptisten in den USA habe sich dann dort engagiert und die Arbeit später an einen deutschen Pastor übergeben. Diese „Gemeinde für Menschen“ habe heute 75 Mitglieder und eine Ausstrahlung in die Stadt hinein.

Methodisten: Stabil im Erzgebirge

Eine ähnliche Entwicklung verzeichnet auch die Evangelisch-methodistische Kirche. Einige Gemeindeglieder seien nach der friedlichen Revolution in den Westen umgezogen, so Pressesprecher Klaus Ulrich Ruof (Frankfurt am Main). Die Gemeinden im Erzgebirge seien hingegen von „hoher Stabilität“ gekennzeichnet. Nach neuesten statistischen Angaben ist die Zahl der Kirchenglieder und Kirchenangehörigen in den 133 Gemeinden der „Ostdeutschen Konferenz“ zwischen 2008 und 2002 um 366 auf 14.506 gesunken.

Adventisten: Wohnzimmergemeinden geschlossen

Die Siebenten-Tags-Adventisten haben ihre Arbeit seit der friedlichen Revolution an vielen Standorten aufgeben müssen. „Wir hatten viele Wohnzimmergemeinden“, die nicht gehalten werden konnten, sagte Pressesprecher Holger Teubert (Stuttgart). So sei die Gemeindezahl von 250 auf 159 gesunken. Auch die Mitgliederzahl sei in den letzten 20 Jahren um 941 auf 7.451 gefallen. Missionarische Aufbrüche erlebe die Freikirche vor allem dort, wo ihre Gemeinden auch diakonisch aktiv seien, etwa in Chemnitz und Leipzig. Auch die adventistische Pfadfinderarbeit stoße auf Resonanz und sorge dafür, dass Kinder und Jugendliche erreicht würden. Eine große Ermutigung für die Angehörigen der Freikirche in den neuen Bundesländern sei es zudem gewesen, dass das Theologische Seminar in Friedensau bei Magdeburg erhalten geblieben und zur staatlich anerkannten Theologischen Hochschule ausgebaut worden sei.

„Blühende Gemeinden“ in den Städten

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden legt in den neuen Bundesländern zu. Zu ihm gehören heute 37 Gemeinden mit 1.400 Mitgliedern. 1990 waren es 25 Gemeinden mit 900 Mitgliedern. Vor allem in den größeren Städten wie Leipzig und Dresden gebe es „blühende Gemeinden“, so der für die Region „Mitte-Ost“ (Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) zuständige Bundessekretär Bernd Kanwischer (Extertal-Bösingfeld). Bei jeweils 80 bis 90 Gemeindemitgliedern hätten beide Gemeinden oft rund 200 Besucher im Gottesdienst. In ländlichen Regionen gebe es dagegen auch sinkende Mitgliederzahlen. Präses Ansgar Hörsting (Witten) bezeichnete die missionarische Arbeit gerade in den Ballungszentren des Ostens als „sehr positiv“.

Pfingstler: „Enkelgemeinde“ in Dresden

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) versucht, mit der Initiative „Gemeinsam Gemeinden bauen“ in den neuen Bundesländern stärker Fuß zu fassen. „Aber es entwickelt sich langsamer, als wir uns das wünschen“, sagte der zuständige Koordinator Reinhard Meyer (Wolmirstedt bei Magdeburg). Eine Ausnahme sei ein geistlicher Aufbruch in Dresden. Die dortige Elim-Gemeinde habe im Stadtteil Gorbitz vor fünf Jahren eine neue „Oase-Gemeinde“ mit heute 70 Mitgliedern gegründet, die wiederum im Stadtteil Prohlis erneut eine neue Gemeindearbeit gestartet habe. „Eine Tochter- und eine Enkelgemeinde – das gibt es sonst bei uns nicht“, so Meyer. Zum BFP gehören in den neuen Bundesländern 80 Gemeinden mit rund 3.000 Mitgliedern.