3. Dezember 2021

Der Film „Die zehn Gebote“ setzt eine zentrale biblische Geschichte professionell um

Quelle: ideaPressedienst vom 15.02.2010

Plakatives Filmcover

Filmkritik
 

Am 18. Februar kommt der Zeichentrickfilm „Die Zehn Gebote und das Geheimnis der steinernen Tafeln“ in die Kinos (in der Schweiz und Österreich startet er später). Der USamerikanische Spielfilm entstand mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und wird von Landeskirchen mit Begleitveranstaltungen gefördert. Pastorin Luitgardis Parasie (Northeim) hat den Film vorab für idea gesehen.

Im Palast des Pharao. Der kleine Sohn des Pharao spielt zu den Füßen seines Vaters. Mose tritt ein. Er sagt: „Lass die Israeliten aus Ägypten ziehen. Sonst wird Gott eine schreckliche Strafe schicken. Alle eure erstgeborenen Söhne werden sterben, heute Nacht.“ Der Pharao erwidert: „Das ist doch wieder nur so ein blöder Trick von dir, Mose. Verschwinde, und lass dich nie wieder hier blicken. Ich lass die Israeliten nicht ziehen.“ Mose geht. Der kleine Sohn klammert sich hilfesuchend an seinen Vater: „Ich bin doch der Erstgeborene. Ich habe Angst. Bitte tu, was Mose sagt!“ Der Pharao nimmt seinen Sohn auf den Schoß und tröstet ihn: „Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist alles gut. Nichts wird passieren.“ Doch der Zuschauer ahnt es schon: ein leeres Versprechen. Alle ältesten Söhne Ägyptens werden sterben, auch der kleine Sohn des Pharao. Und dann sitzt der Herrscher da mit seinem toten Sohn auf dem Schoß und weint. Auch über seine eigene Verblendung?

In 85 Minuten erzählt der Animationsfilm die Geschichte von Moses Geburt bis zu seinem Tod. Es ist kein Film, der – wie der Titel nahelegen könnte – den Inhalt der 10 Gebote entfaltet oder diskutiert. Es geht eher insgesamt um das Umfeld ihrer Entstehung.

Die Handlung hält sich eng an die Vorlage aus dem 2. Buch Mose: Der Pharao lässt die Israeliten als Sklaven hart arbeiten und ihre neugeborenen Söhne ermorden. Das Baby Mose wird von seiner Schwester Miriam in einem Korb auf den Nil gesetzt, von der ägyptischen Prinzessin gefunden und adoptiert. Er wächst am Hof des Pharao auf. Als er erwachsen ist, sieht er, wie ein ägyptischer Aufseher einen Israeliten misshandelt und tötet den Ägypter. Die Tat fliegt auf, Mose muss nach Midian fliehen. Er heiratet dort Zippora und hütet die Schafe seines Schwiegervaters.

Eines Tages erscheint Gott ihm im brennenden Dornbusch und beauftragt ihn, nach Ägypten zurückzukehren und die Israeliten zu befreien. Der Pharao weigert sich jedoch, seine billigen Arbeitskräfte gehen zu lassen. Daraufhin schickt Gott zehn Plagen, u. a. Frösche, Heuschrecken, Geschwüre. Doch erst nach der zehnten Plage – dem Tod aller ältesten Söhne der Ägypter – können die Israeliten schließlich fliehen. Ihr Ziel: das gelobte Land, Kanaan. Trockenen Fußes ziehen sie durchs Rote Meer, das Mose mit seinem Stab geteilt hat. Die ihnen nachjagenden Ägypter ertrinken darin. Die Israeliten wandern weiter durch die Wüste und werden dabei von Gott mit Nahrung und Wasser versorgt. Schließlich gibt Gott Mose auf einem Berg die 10 Gebote.

Mose ist kein Glamour-Held
Die dramatische Geschichte ist kurzweilig umgesetzt. Mit berührenden Momenten, wie der eingangs geschilderten Szene. Mose selber ist kein strahlender Glamour-Held, sondern ein angefochtener Führer – im Zerreißfeld zwischen dem machtbesessenen Pharao, den ewig nörgelnden Israeliten und Gott. Gottes Eingreifen allerdings wird an manchen Stellen etwas zu spektakulär und übertrieben wunderhaft dargestellt: Da verfolgen die Ägypter die Israeliten, und auf einmal fallen Blitze vom Himmel und entfachen große Feuer direkt vor den Reitern. Davon steht in 2. Mose 14 nichts, da schützt eine Wolkensäule die Israeliten. Oder der Boden reißt auf und verschlingt das Goldene Kalb und alle, die es gerade anbeten. Trotzdem ist der Film insgesamt eher sachlich, knapp und gradlinig, kein schwülstiges ausuferndes Historiendrama wie etwa Cecil B. DeMilles bekanntes Epos „Die zehn Gebote“ von 1956. Die amerikanische Ursprungsversion wurde mit prominenten deutschen Sprechern synchronisiert: Ben Becker als Mose, Sascha Hehn als Aaron; Judy Winter als Miriam. Sky du Mont spricht Gott, Otto Sander führt als Erzähler durch den Film.

Ein Film ab 8–9 Jahren
Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben, ist jedoch eher für Kinder ab 8-9 Jahren geeignet. Auch mit Konfirmandengruppen kann man ihn gut ansehen. Er bringt Kindern und Jugendlichen die biblische Geschichte unterhaltsam nahe mit Methoden und Figuren, die ihnen in ähnlicher Form zum Beispiel durch Computerspiele vertraut sind. Sie erfahren auf spannende Weise, wie die 10 Gebote – die Grundlage unserer westlichen Werteordnung – entstanden sind. Auch andere zentrale theologische Motive kommen vor – wie das jüdische Passahfest, zugleich die Wurzel des christlichen Abendmahls. Zudem finden die dargestellten Kämpfe und Konflikte Parallelen im Alltag von Kindern und bieten viele Identifikationsmöglichkeiten: etwa die Angst des Mose über seinen Auftrag. Vor allem erfahren die Zuschauer, dass man vieles und auch Ungewöhnliches schaffen kann, wenn man auf Gott vertraut.

Christen können sich freuen
Fazit: Christen können sich freuen, dass eine so zentrale biblische Geschichte so professionell umgesetzt in die Kinos kommt. Der Film kann mehrere Religionsstunden ersetzen, vermittelt religiöse Bildung ohne Belehrung und gibt viele Anstöße zum Weiterdenken – oder auch zum Nachlesen im Original.

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