24. Oktober 2021

Schönbohm rechnet mit „Geist der DDR“ ab

Quelle: idea.de

Brandenburgs Ex-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU).

Potsdam (idea) – Scharfe Kritik an der rot-roten Koalition im Bundesland Brandenburg hat der dortige Ex-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) geäußert.

 
Mit alten SED-Kadern könne man keine neuen Fragen lösen, sagte er der Bild-Zeitung. Zwar gehörten Koalitionen zur Demokratie. „Aber dass bei der Linkspartei 20 Jahre nach dem Mauerfall so getan wird, als handle es sich um eine ganz normale Partei, verbittert mich schon.“ Durch manche Behörde wehe nach wie vor der „Geist der DDR“. Einen Grund für den Wahlerfolg der Linkspartei sehe er in der im Osten verbreiteten Unkenntnis über das Unrechtsregime der DDR. Aus dem Schulunterricht werde das Thema bewusst herausgehalten, so Schönbohm. Viele Lehrer redeten ungern über die DDR oder verklärten sie, „weil sie damals systemnah waren“. Außerdem beobachte er, dass den Menschen aufgrund der Entchristlichung ein geistlicher Halt fehle, sagte der 72-jährige Politiker.

Stillosigkeit als Folge der Entbürgerlichung der DDR

Schönbohms kritisierte auch eine „verbreitete Stillosigkeit“ in den östlichen Bundesländern – „im Umgang wie bei der Kleidung“. Diese sei Folge der Entbürgerlichung der DDR. „Millionen, eine ganze Gesellschaftsschicht, war aus dem Land geflüchtet. Sie fehlten nicht nur der Wirtschaft, sondern auch als Vorbilder.“ Politiker von SPD und „Linke“ reagierten mit heftiger Kritik an dem Ex-Innenminister. Brandenburgs SPD-Generalsekretär Klaus Ness erklärte, Schönbohms Äußerungen zeigten, dass er „seinen Ekel vor den Ostdeutschen nicht mehr verbergen“ könne. Die Fraktionschefin der Linken im Landtag, Kerstin Kaiser, nannte Schönbohms Äußerungen nicht nur instinktlos, sondern „eines Politikers unwürdig, der zehn Jahre hier regiert hat“. Der frühere Bundeswehrgeneral Schönbohm war von 1999 bis 2009 Innenminister von Brandenburg.