24. Oktober 2021

Medien: Nicht immer regiert die Sensationslust

Quelle: idea.de

Landesbischöfin Margot Käßmann nimmt Journalisten in Schutz. Foto: Monika Lawrenz/LVH

Hannover (idea) – Es ist unfair, den Medien vorschnell „reine Sensationslust“ zu unterstellen. Vor diesem Generalverdacht hat die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann Presse und Rundfunk in Schutz genommen.

In ihrem Bericht vor der Landessynode am 26. November in Hannover verwies sie unter anderem auf die Berichterstattung im Zusammenhang mit der Selbsttötung des Fußballnationaltorhüters Robert Enke. Bei aller notwendigen Medienkritik müsse man feststellen, dass der Tod des 32-Jährigen und seine psychische Erkrankung unerwartet sensibel dargestellt worden seien. Der für Hannover 96 spielende Fußballer nahm sich am 10. November das Leben; er litt jahrelang unter schweren Depressionen. Wie Käßmann sagte, sei es den Journalisten gelungen, eine verschwiegene Krankheit zu einem gesellschaftlichen Thema zu machen: „Medien bestimmen die Wirklichkeit des Denkens und sind an der Wirklichkeit des Lebens interessiert.“ Die Kirche habe freilich darauf zu achten, dass der Mensch nicht zum Objekt von Sensationsgier und wirtschaftlichem Streben werde. Käßmann sprach bei einer im Fernsehen übertragenen Trauerandacht für Enke in der Marktkirche von Hannover. Danach begaben sich Zehntausende auf einen Trauermarsch zum Stadion. Die Kirche habe in einem Moment kollektiver Trauer nicht schweigen dürfen, so Käßmann.
 

Kirche und Medien sind Partner

Sie bezeichnete die Medien als „unsere Partner, denen wir offen begegnen wollen“. Beide seien zu Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit verpflichtet. Deshalb müsse die Kirche die Mediengesellschaft auch kritisch begleiten, vor allem wenn Sensationslust die Würde des Menschen mit Füßen trete. Gleichzeitig müsse die Kirche alle Möglichkeiten nutzen, um ihre Botschaft in die Gesellschaft zu transportieren. Die hannoversche Landeskirche verstehe sich auch als Medienanbieter und werde ihre verschiedenen Aktivitäten – vom Buch bis zum Internet – künftig in einem Medienservicezentrum zusammenfassen.