27. Januar 2022

Sachsen: Mehr Verantwortung für Ehrenamtliche

Quelle. idea.de

Dresden (idea) – Beim Thema Ehrenamt hat die evangelische Kirche Nachholbedarf. Darin waren sich Teilnehmer eines Podiumsgesprächs über „Die unentbehrlichen Unbezahlten – Was Ehrenamtliche in Kirche und Gesellschaft umtreibt“ am 23. August beim ersten Kirchenvorstandstag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Dresden einig.

Wie der frühere Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack (Wittenberg), sagte, müsse man in der Kirche lernen, Verantwortung abzugeben. Zwar gebe es in den meisten Gemeinden zahlreiche ehrenamtliche Helfer, aber diese hätten vielfach keine Entscheidungsbefugnis. Nach den Worten der Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), sollten Ehrenamtliche eigene Verantwortungsbereiche bekommen. Regelmäßige Fortbildungen seien unentbehrlich. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) erklärte, das Ehrenamt werde nicht nur in der Diakonie, sondern auch in der Verkündigung an Bedeutung gewinnen. Gemeinden dürften das Thema nicht stiefmütterlich behandeln.

Qualität muss stimmen

Laut Noack sollten Pfarrer und Kirchenvorstände auf potenzielle Ehrenamtliche zugehen und ihnen sagen: Wir brauchen dich. Er beobachte, dass Menschen heute mehr denn je bereit seien, in ihrem unmittelbaren Umfeld zu helfen und ein Amt zu übernehmen. Allerdings sollte niemand zu einem Ehrenamt überredet werden; sonst könne die Qualität leiden. „Da dürfen wir keine Abstriche machen“, so Noack. Die sächsische Staatsministerin für Soziales, Christine Clauß (Leipzig), äußerte den Wunsch, dass ehrenamtliche Tätigkeiten gesellschaftlich stärker honoriert würden – etwa bei Bewerbungsgesprächen. „So etwas zeigt doch, dass der- oder diejenige engagiert ist“, sagte sie.

Kirchenvorstände sind Führungskräfte

Der Kirchenvorstandstag mit über 50 Seminaren und Arbeitsgruppen stand unter dem Thema „Lebendig leiten – gemeinsam gestalten“. Wie der Präsident der sächsischen Synode, Otto Guse (Auerbach/Vogtland), vor den rund 2.000 Teilnehmern sagte, befinde sich die Kirche im Umbruch. Kirchenvorstände müssten mehr Leitungs- und Gestaltungsaufgaben wahrnehmen. Mit dem Kirchenvorstandstag sollten die ehrenamtlichen Mitglieder der Gemeindeleitungen ermutigt und gestärkt werden. Der Pfarrer der Dresdner Kreuzkirche, Joachim Zirkler, rief den Besuchern in seiner Predigt zu: „Ihr seid die Führungskräfte der Landeskirche.“ Die Kirche sei „kein Club von Amts- und Würdenträgern, sondern die Gruppe derer, die sich von der Liebe Gottes anstecken lassen“. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat rund 750.000 Mitglieder; 8.500 sind in Kirchenvorständen aktiv.