23. Oktober 2021

Kontroverse um Bach-Choral

Quelle: idea.de

Johann Sebastian Bach

Leipzig (idea) – Ist es Ethik-Schülern nicht zuzumuten, ein Lied zu singen, in dem Jesus Christus vorkommt? Darüber ist in Leipzig eine Debatte entbrannt.

Anlass war ein offenes Singen, zum dem der Kantor der Thomaskirche, Georg-Christoph Biller, während des Bachfestes vom 11. bis 21. Juni eingeladen hatte. Daran nahmen auch Schüler der Edouard-Monet-Grundschule teil, der Vorbereitungsklassen für den Thomanerchor zugeordnet sind. Für das Fest sollte im Unterricht der Choral „Jesus bleibet meine Freude“ eingeübt werden. Die Direktorin der Schule, Monika Ulrich, war der Ansicht, man könne es atheistisch aufgewachsenen Kindern nicht zumuten, dieses Lied zu singen. Dennoch wurde der Choral vorgetragen. Für den ersten Pfarrer der Thomaskirche Christian Wolff ist die Sache trotzdem nicht erledigt: „Man muss sich das einmal vorstellen: Während des Bachfestes darf an einer Grundschule der Musikstadt Leipzig, die die Vorbereitungsklassen für den Thomanerchor beherbergt, kein Bachchoral mit Text gesungen werden. Eigentlich sollte man denken, dass die Zeiten, da geistliche Texte aus ideologischen Gründen manipuliert werden, endgültig vorbei sind.“ Von Seiten der für die Schulen zuständigen Bildungsagentur Leipzig hieß es, die Schulleiterin habe nicht gewusst, dass das Singen anlässlich des Bachfestes stattfinde. Ihre Äußerungen hätten sich nicht gegen das Bachfest oder die Thomaner gerichtet. Kritischer sieht man den Vorgang im sächsischen Kultusministerium. Sprecherin Irina Schenk bezeichnete den Fall gegenüber der Leipziger Volkszeitung als „nicht nachvollziehbar“. Es gebe keinen Grund, den Text eines Bachchorals nicht zu singen: „Religiöse Bildung gehört zur Allgemeinbildung.“